Wirtschaftsjurist

Der Wirtschaftsjurist mit Bachelor- und Masterabschluss, ausgebildet an Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten ist Jurist, aber kein Rechtsanwalt, kein Volljurist und auch kein Wirtschaftsanwalt. Der Wirtschaftsjurist ist der Jurist mit Wirtschaftswissen, einen breiten Einsatzfähigkeit im Unternehmen, im Arbeitsrecht, im Insolvenzrecht, in Projekten und bei Transaktionen im LegalTech, Compliance und Datenschutz.

Wirtschaft und Recht müssen zusammen passen – ebenso wie Geschäftsführer und Juristen. Demzufolge wäre es nahe liegend, juristische Positionen im Unternehmensumfeld mit Wirtschaftsjuristen zu besetzen.

Wirtschaftsjurist

Leider verläuft der Einsatz der Absolventen mit Bachelor, Master oder Diplomabschluss nicht ganz so passgenau, wie man sich das bei der Schaffung des Studiengangs Wirtschaftsrecht vor immerhin 20 Jahren gedacht hat. Der Wissenschaftsrat plädiert auch noch 2013 in seiner Studie für die weitere Ausdifferenzierung des rechtswissenschaftlichen Studienangebots und das Bildungsministerium lobt erste Erfolge bei der Einführung der Studiengänge jenseits des Staatsexamens. Allerdings sind diese Botschaften noch nicht bei allen Personalverantwortlichen angekommen und so stolpern viele Absolventen, völlig zu Unrecht, über die Hürde des nicht zulassungsberechtigten Juristen. Aber langsam kommt Bewegung in den Recruitingprozess und die Absolventen sollten selbstbewusst zeigen, was Sie können. Das der Volljurist alles kann und der Wirtschaftsjurist nur die Hälfte, ist ein Gerücht.

Wirtschaftsjuristen in der Rechtsabteilung

Inhouse Positionen im Rechtsbereich eines Konzerns, einer Familienbetriebes, einer Bank, Versicherung oder einer Non-Profit-Organisation sind Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Recht und so vielfältig wie die Unternehmenswelt. Wirtschaftsjuristen können alle Positionen besetzen, die keine anwaltliche Zulassung verlangen. Im Gegensatz zu den Volljuristen haben Sie sich schon während ihres Studiums mit Wirtschaftsfragen beschäftigt, beherrschen Projektarbeit und Prozesssteuerung und kommunizieren unternehmensnah. Besonders die Absolventen der Fachhochschulen haben eine praxisorientierte Ausbildung genossen, können neben ihrem LL.M auf erste Berufs- und Auslandserfahrungen verweisen und sind sehr fit in der eigenen Assistenz.

Wirtschaftsjuristen in Wirtschaftskanzleien

Sich neben einer Überzahl an zugelassenen Rechtsanwälten einen Platz in einer Kanzlei zu sichern, bedarf noch mehr Anstrengung und Nachdruck, denn man muss ja erst einmal zeigen können, was man kann. Aber die ersten Diplom-Wirtschaftsjuristen haben in Zeiten von M&A und Due Diligence einen guten Job gemacht, so dass Law Firms nun auch Masterabsolventen bei Transaktionen und großvolumigen Deals einsetzen. Aber nicht nur der Kostendruck sollte den Support Lawyer oder Projektjuristen interessent machen. Denn in den Wirtschaftskanzleien gibt es viel Potential und die Absolventen könnten mit ihrem betriebswirtschaftlichen Background dem Kanzleimanagement gute Impulse geben. Vertragsmanagement, Buchhaltung, Controlling, Officemanagement, Business Development, Wissensmanagement und HR sind gute Einsatzfelder für die Allrounder zwischen Legal und Business Support, nicht zu vergessen der Bereich Insolvenzen und Restrukturierung.

Wirtschaftjuristen sind keine akademischen Gehilfen

Die 2013 zum Deutschen Anwaltstag prognostizierte Perspektive der Wirtschaftjuristen, die klassischen Ausbildungsberufe der ReNoPat-Fachangestellten in den Kanzleien teilweise zu ersetzen, ist wohl eher der Wunsch der Verantwortlichen, die die Nachwuchsvorsorge im juristischen Assistenzbereich seit Jahren versäumt haben. Wirtschaftsjuristen sind keine akademischen Gehilfen und würden wohl auch nicht zu diesen Konditionen arbeiten. In der gleichen, von der Prognos AG erstellten Zukunftsstudie ist nämlich nachzulesen, dass sie ganz andere Chancen haben, da das juristische Angebot im Rechtsdienstleistungsmarkt jenseits der Anwaltschaft differenzierter und durchlässiger wird. Dies gilt wohl an erster Stelle für den Einsatz der Wirtschaftsjuristen.

Wirtschaftsjuristen in der Selbstständigkeit

Auch das geht! Mit einer zusätzlichen Prüfung zum Finanzberater können Sie sich als Vermögensberater oder Betriebsbetreuer ein Berufsfeld erschließen, in dem nur Sie beraten dürfen. Sie können an dieser Stelle dann eng mit Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftprüfern zusammen arbeiten und sie auch gern sachkundig beraten.

Wenn Sie Ihre Karriere zwischen Wirtschaft und Recht anschieben wollen, dann senden Sie uns Ihre Bewerbungsunterlagen. Wir halten Ihnen die Tür auf.

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