Articles tagged with: Jobwechsel

Zukunft denken: loslassen – fliegen – ankommen

Zukunftsdenken

Ein Zukunftskongress ist im Vergleich zu anderen Tagungen, auf denen man sich zu vergangenen Themen und gegenwärtigen Problemen verständigt, eine entspannte und beflügelnde Sache. Einem werden keine Regeln, Schuldzuweisungen und Ist-so-Stakkatos lustlos vorgetragen, sondern es werden Ideen, Inspirationen, Visionen, Möglichkeiten und Chancen eröffnet. Man spürt Begeisterung, Enthusiasmus, Gründerspirit und Energie. Aber ein Zukunftskongress dauert nur zwei Tage, zwei Tage weit weg vom eigenen Büro und dem Tagesgeschäft –  in netter Atmosphäre, bester Gesellschaft und launiger Stimmung. Und danach?

Die Zukunft ist vor der Tür

Das Grau holt den ein oder anderen schnell wieder ein. Das ist ja alles ganz nett, das mit dieser Zukunft, aber wir hier an der Basis müssen erst mal unsere Arbeit erledigen, uns um die Mandanten kümmern und die Fälle bearbeiten. Und schon geht die Zukunftstür leise wieder zu. Die Zukunft macht auch Angst, Veränderung ist anstrengend und birgt immer auch ein Risiko. Außerdem ist die Zukunft ja auch nicht zu Ende gedacht. Wenn man sie einfach so installieren könnte, wie eine von diesen neuen Kanzleisoftwareversionen, die Dokumente und selbst Fundstellen erkennen, systematisieren und speichern, dann könnte man überlegen, ob man die Zukunft nicht einfach in der Kanzlei installiert. Stecker rein und fertig, möglichst mit Garantie und Rückgaberecht bei Nichtgefallen. Sicher eine Frage des Preises, aber unter diesen Voraussetzungen würde man sich die Zukunft auch was kosten lassen. Aber davon war auf dem Kongress keine Rede.

Zukunft denken lernen

Und die zwei Tage waren auch viel zu kurz, um Zukunftsdenken zu lernen, um zu üben, seine Gedanken fliegen zu lassen – wie einen Ballon. Denn um zu fliegen, muss man zunächst Ballast abwerfen: Gewohnheit, Trägheit, Abhängigkeit und Angst. Und dann muss man ein Feuer entfachen, damit der Ballon, gefüllt mit Wünschen, Ideen und Vorstellungen, auch aufsteigen kann. Das Feuer muss man unter Kontrolle halten, denn gepuscht von der jubelnden Menge kann man schnell zu viel Fahrt aufnehmen und am nächsten Hindernis zerschellen. Man braucht ein Ziel. Die Zukunft ist kein Ziel, je nachdem, wie Sie selbst Zukunft denken und gestalten, wird sie aussehen – Ihre ganz persönliche Zukunft.

Aber man kann  nicht allein in die Zukunft reisen, man muss die anderen mitnehmen. Auch die, die nicht auf dem Zukunftskongress waren und die ganze Aufbruchsstimmung vielleicht gar nicht verstehen und einfach als heiße Lust abtun. Was bleibt nach dem Kongress von Zukunft? Wie können Sie das Feuer weiter brennen lassen und den frischen Wind in den Alltag bringen? Gehen Sie vor die Tür, entfesseln Sie Ihre Vorstellungskraft und stellen Sie Fragen.

Zukunft? Fragen, nichts als Fragen:

  • Was erwarte ich von der Zukunft?
  • Was ist möglich, was ist machbar, was ist überhaupt gewollt?
  • Soll ich schneller werden oder besser?
  • Was erwartet der Mandant?
  • Was macht mein Wettbewerber in der Zukunft?
  • Soll ich abwarten, mitmachen oder eher voranpreschen?
  • Wer wird mich in die Zukunft begleiten?
  • Heißt meine Assistentin in der Zukunft Cloudia oder beA?
  • Ist Leverton mein neuer Associate?
  • Wird das Richteramt am Ende schneller digitalisiert als der Anwaltsberuf?
  • Sollte ich mich doch lieber auf die Gegenwart konzentrieren, um die Zukunft zu erleben?

Die Liste ist beliebig erweiterbar. Legen Sie sich in die Sonne und lassen Sie Ihre Gedanken fliegen.

Die Partnersekretärin

Die Partnersekretärin und die langen Schatten der Partner.
Die Partnersekretärin und die langen Schatten der Partner.

Die Partnersekretärin. Bis vor Kurzem war sie noch stolz auf ihren geradlinigen Lebenslauf: fast 30 Jahre Berufserfahrung, 15 Jahre Partnersekretärin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei,10 Jahre Assistenz bei einem Partner. Ihr Partner zählt bis heute zu den renommiertesten Rechtsanwälten in Deutschland, er ist bekannt, erfolgreich mit profunden Mandanten und bestens vernetzt in seiner Branche. Sie war immer etwas stolz auf ihn. Sie war eine der ersten fremdsprachlichen Anwaltsassistentinnen in Deutschland, sie hat die Fusionen und die Internationalisierung erlebt, aus den anfangs vier deutschen Namenspartnern ihrer Kanzlei wurde irgendwann eine LLP. Ihr Partner leitete 10 Jahre ein Dezernat einer der nun größten internationalen Wirtschaftssozietäten der Welt.

Als er ging, ist sie geblieben

Als er ging, ist sie geblieben. Aber nun war sie die, von dem, der gegangen ist. Es kamen neue Anwälte und es kam ein neuer Partner. Nun war sie die, von dem von damals. Er hat sie nicht mitgenommen, aber ihre Zeit in der Kanzlei war sichtlich abgelaufen. Nach 15 Jahren Kanzleizugehörigkeit hat sie gekündigt. Sie wollte neu anfangen, mit Mitte 40. Sie war optimistisch, denn sie hatte ja ihren stringenten Lebenslauf und ein tadelloses Arbeitszeugnis. Da sollte sich doch schnell eine neue Chance bieten, schließlich hatte sie ja profunde Erfahrung. Sie hat sich als Partnersekretärin beworben, als Vorstands- und als Geschäftsführungsassistentin und man hat sie meistens eingeladen. Man zeigte sich stets sehr interessiert: „Ach, sie haben in Kanzlei XY gearbeitet, wie war das denn damals vor dem Jahr 2000? Sie haben für Partner Y gearbeitet, interessant. Haben sie da auch Herrn Z kennengelernt?“ Die Absagetexte waren in der Aussage dann alle gleich:

„Vielen Dank für das sehr interessante und überaus informative Gespräch. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen kein Angebot machen können. Wir sind aber sicher, dass Sie aufgrund Ihrer exzellenten Berufserfahrung bald eine neue Stelle finden.“

P.S. Eine Rechtsabteilung begründete die Absage mit „einer besonderen Konstellation“ – dort hat Herr Z gerade das Ressort übernommen.

Wechselwirkung

Wechselwirkung
Partnerwechsel sind an der Tagesordnung. In den Branchen News gibt es dafür eine eigene Kategorie: Wer wechselt wohin? 

 

Wechselwirkung für Partner und Assistenz

Die Kanzlei in München konnte einen renommierten Partner aus Düsseldorf gewinnen. Kanzlei in Frankfurt holt langjährigen Partner vom Mitbewerber. In Hamburg gründen zwei Partner einer ansässigen Großkanzlei ein Spinn-off. Amerikanische Kanzlei startet mit Berliner Team einer umsatzstarker Wirtschaftskanzlei. In Stuttgart zerfällt eine mittelständische Kanzlei, vier Partner werden sich einer WP-Gesellschaft anschließen. Gewinnen, holen gründen, starten, anschließen – bei den Partnern feiert man den gelungenen Karriereschritt. Man beschreibt noch kurz wie man mit Quereinsteigern die entstandenen Lücken stopfen will und ist allerorts schon in Verhandlungen. Was aber nie, auch nur mit einem einzigen Wort, Erwähnung findet, ist der Umstand, dass der wechselnde Partner auch eine Assistentin beschäftigt hatte, nämlich Frau X-beliebig.

Wechselwirkung – Frau X-beliebig bleibt auf der Strecke.

Man könnte vermuten, dass man sie gefragt hat, ob sie ihren Partner nicht in die neue Einheit begleiten möchte, denn sie waren doch seit Jahren ein eingespieltes Team. Es ist auch möglich, dass er ihr schon ein paar Monate vorher gesagt hat, dass sie sich mal auf dem Markt umgucken sollte, er schreibt ihr dann auch ein sehr gutes Zeugnis. Es wäre auch denkbar, dass man intern für sie Verwendung findet, möglichst an einem Platz, an dem sie sich selbst weiterentwickeln kann.

Die Realität sieht leider oftmals anders aus. Er hatte den Kopf so voll, er hat gar nicht daran gedacht, dass Frau X-beliebig bei seinem Weggang ja irgendwie übrig bleibt. Sie hat von seinem Wechsel aus den Branchen News erfahren. Er meint, sie kann ja sicher bleiben, ihr Zeugnis könnte er ihr ja dann zuschicken. Er kann sich auch nicht vorstellen, Frau X-beliebig wirklich zu vermissen. Übrigens wäre die neue Kanzlei daran auch gar nicht interessiert, schließlich soll man bei einem Neuanfang alles Vergangene hinter sich lassen. Er wird einfach verlangen, dass man ihm eine fähige Assistenz besorgt. Er wünscht sich eine, die  einen konstanten Lebenslauf hat, möglichst ReNo mit Großkanzleierfahrung und vor allem mit wenig Arbeitgeberwechsel. Er braucht jetzt Kontinuität und Zuverlässigkeit. Er muss jetzt an seine Karriere denken.

P.S. Frau X-beliebig ist noch ein paar Monate in der Kanzlei geblieben. Aber die Arbeit reichte einfach nicht mehr, sie fühlte sich nutzlos. Sie kennt das ja auch schon. In ihrer Ausbildungskanzlei ist sie geblieben, bis der Anwaltsnotar in den Ruhestand ging. Die zweite Kanzlei konnte sie nach einem Jahr nicht mehr bezahlen und sie konnte auch nicht dauerhaft von einem Teilzeitjob leben. Dann wurde sie von einem Headhunter für einen Standortaufbau angeworben, der wurde aber mangels Mandaten gestoppt. Danach hat sie den Sprung in die Großkanzlei geschafft. Nach zwei Jahren ist der Partner nach München gewechselt, das konnte sie sich finanziell nicht leisten. Nun hat sie sich schon X-fach beworben, aber man will niemanden, der so viel gewechselt ist. Man muss dem neuen Partner jetzt ein bisschen Sicherheit bieten, schließlich ist so ein Wechsel ein wichtiger Schritt in der Karriere.

„Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.“

Alles Leben ist Risiko

Alles Leben ist Risiko
„Man soll nicht glauben, dass man ohne Risiko leben kann.“  

 

Und es wäre dazu auch noch sterbenslangweilig. Nicht, dass man nicht auf die großen Katastrophen im Leben verzichten könnte, aber sein Leben nur mit Belanglosigkeiten zu verbringen, die man posten, liken, twittern, hochladen oder auf Instagram einstellen kann, wäre doch Verschwendung – nein, es wäre Vergeudung von Lebenszeit. Dennoch ist Unsicherheit etwas, was der Mensch vermeiden, verhindern und am besten verbieten möchte. Am liebsten würden wir risikolos durchs Leben gehen, abgesichert gegen jegliche Eventualität. Dabei birgt Risiko die grandiose Chance sich zu beweisen, eine Hürde zu nehmen, eine Situation zu meistern, sich zu entwickeln und über sich hinaus zu wachsen. Aber es bleibt das Risiko, grandios zu scheitern. Wir wollen aber nicht versagen, das können wir uns in einer Zeit der permanenten, öffentlichen Selbstbespiegelung gar nicht leisten. Wir wollen doch stets zur vollsten Zufriedenheit der anderen agieren.

Bleibt die Frage, wer löst die Probleme?

Keine Problemlösung ohne Risiko, denn das Ergebnis ist immer offen. Unsere Erkenntnis ist nur Vermutung und so kann der Versuch auch schief gehen. Was ja eigentlich nicht schlimm ist, sondern der Suche nach Wahrheit dient. So kann man lange im Sinne von Sir Karl Raimund Popper philosophieren, um festzustellen: Leben ist Abenteuer, Leben ist Risiko.

Zum Glück gibt es viele Menschen, die das Risiko annehmen, die neugierig auf das Leben sind, die weiter kommen möchten und dafür etwas mehr riskieren als andere. Dass man nicht unbedingt Extremsportler sein muss oder einen besonders gefährlichen Beruf ausüben muss, um Risikosituationen zu meistern, zeigt ein aktuelles Kunstprojekt der Mhoch4 – Die Fernsehagentur GmbH und Co. KG. Menschen aus verschiedenen Berufen und mit unterschiedlichen Berufungen erzählen in den kurzen Filmbeiträgen über ihr ganz persönliches Risiko. Was bei einem Rennfahren und einem Auslandsjournalisten noch auf der Hand zu liegen scheint, macht einem bei einer Gourmetköchin und einem Cellisten schon neugierig. Und Neugierde ist das, was Menschen antreibt. Dazu kommen die eigenen Fähigkeiten,Urteilsvermögen und der Mut, Entscheidungen zu treffen – das Risiko einkalkuliert.

 

Haben Sie Lust auf Ihren Job?

Haben Sie Lust auf Ihren Job?

Haben Sie Lust auf Ihren Job? Ja, nein, nicht so wirklich, aber ich muss ja.

Ob man das nun schon innere Kündigung nennt oder nur Job nach Vorschrift, ist Ihnen wahrscheinlich egal, wenn Sie zu den statistisch erhoben 15% der Ausgestiegenen des Gallup-Engagement-Index zählen. Dumm nur, wenn Sie der Chef oder die Chefin sind und damit, wie so oft, die Ursache des Übels. Zumindest hat auch dies die Studie ergeben, ein wesentlicher Grund für innere Kündigung der Mitarbeiter ist mangelnde Führung. Mangelnde Führung ist übrigens genau so schlecht, wie schlechte Führung. Nicht führen, ist keine Lösung, sondern mangelhaft. Nun könnten Sie sagen: Von wegen mangelnde Führung, wie werde ich denn geführt? Mein Chef ist doch auch keine Führung, von Persönlichkeit ganz zu schweigen. Der wird wiederum das Gleiche von seinem Chef behaupten und so weiter… Im Unternehmen haben Sie ja viele Hierarchiestufen, an denen Sie sich hochschaukeln oder auch herunterziehen können.

Was aber, wenn da über Ihnen keiner ist? Stellen Sie sich vor, Sie sind ganz oben. Ihnen gehört das Unternehmen oder die Kanzlei. Sie sind selbstständig oder freiberuflich. Gut, dann sind Sie nur für sich selbst verantwortlich. Was halten Sie von Ihrer Selbstführung? Oder haben Sie auch schon innerlich gekündigt? Sicherlich nicht, mit sich selbst ist man ja meist sehr zufrieden. Da Sie nur sich selbst führen müssen, ist wohl alles in bester Ordnung. Sie sollten aber noch einmal nachschauen, ob da nicht doch noch jemand ist. Haben Sie keine Sekretärin? Sie ist übrigens seit Jahren eine Meisterin der Selbstführung. Neben den Akten führt sie auch Ihr Büro. Inwieweit die gute Seele auch Sie führt, können Sie nur selbst beurteilen. Fragen Sie sie doch einmal bei Gelegenheit, ob sie Lust auf ihren Job hat. Also, nicht auf Ihren Job, sondern auf das, was sie selbst tagtäglich tut. Wissen Sie eigentlich, was sie alles macht?

Aufmerksamkeit, Wertschätzung und konstruktives Feedback vom Chef sind übrigens das beste Mittel gegen innere Kündigung der Mitarbeiter und bewahrt auch oft vor der tatsächlichen Kündigung. Das gilt auch, oder ganz besonders, für Sekretärinnen. Der Gallup-Engagement-Index ist übrigens nicht nur ein Gradmesser für das Engagement der Mitarbeiter im Job, er sollte vielmehr der Maßstab dafür sein, wie weit sich ein Unternehmen engagiert, seine Mitarbeiter zu binden.

Über Persönlichkeit und Selbstführung  weiter lesen ⇒