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Die Partnersekretärin

Die Partnersekretärin und die langen Schatten der Partner.
Die Partnersekretärin und die langen Schatten der Partner.

Die Partnersekretärin. Bis vor Kurzem war sie noch stolz auf ihren geradlinigen Lebenslauf: fast 30 Jahre Berufserfahrung, 15 Jahre Partnersekretärin in einer internationalen Wirtschaftskanzlei,10 Jahre Assistenz bei einem Partner. Ihr Partner zählt bis heute zu den renommiertesten Rechtsanwälten in Deutschland, er ist bekannt, erfolgreich mit profunden Mandanten und bestens vernetzt in seiner Branche. Sie war immer etwas stolz auf ihn. Sie war eine der ersten fremdsprachlichen Anwaltsassistentinnen in Deutschland, sie hat die Fusionen und die Internationalisierung erlebt, aus den anfangs vier deutschen Namenspartnern ihrer Kanzlei wurde irgendwann eine LLP. Ihr Partner leitete 10 Jahre ein Dezernat einer der nun größten internationalen Wirtschaftssozietäten der Welt.

Als er ging, ist sie geblieben

Als er ging, ist sie geblieben. Aber nun war sie die, von dem, der gegangen ist. Es kamen neue Anwälte und es kam ein neuer Partner. Nun war sie die, von dem von damals. Er hat sie nicht mitgenommen, aber ihre Zeit in der Kanzlei war sichtlich abgelaufen. Nach 15 Jahren Kanzleizugehörigkeit hat sie gekündigt. Sie wollte neu anfangen, mit Mitte 40. Sie war optimistisch, denn sie hatte ja ihren stringenten Lebenslauf und ein tadelloses Arbeitszeugnis. Da sollte sich doch schnell eine neue Chance bieten, schließlich hatte sie ja profunde Erfahrung. Sie hat sich als Partnersekretärin beworben, als Vorstands- und als Geschäftsführungsassistentin und man hat sie meistens eingeladen. Man zeigte sich stets sehr interessiert: „Ach, sie haben in Kanzlei XY gearbeitet, wie war das denn damals vor dem Jahr 2000? Sie haben für Partner Y gearbeitet, interessant. Haben sie da auch Herrn Z kennengelernt?“ Die Absagetexte waren in der Aussage dann alle gleich:

„Vielen Dank für das sehr interessante und überaus informative Gespräch. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihnen kein Angebot machen können. Wir sind aber sicher, dass Sie aufgrund Ihrer exzellenten Berufserfahrung bald eine neue Stelle finden.“

P.S. Eine Rechtsabteilung begründete die Absage mit „einer besonderen Konstellation“ – dort hat Herr Z gerade das Ressort übernommen.

Haben Sie Lust auf Ihren Job?

Haben Sie Lust auf Ihren Job?

Haben Sie Lust auf Ihren Job? Ja, nein, nicht so wirklich, aber ich muss ja.

Ob man das nun schon innere Kündigung nennt oder nur Job nach Vorschrift, ist Ihnen wahrscheinlich egal, wenn Sie zu den statistisch erhoben 15% der Ausgestiegenen des Gallup-Engagement-Index zählen. Dumm nur, wenn Sie der Chef oder die Chefin sind und damit, wie so oft, die Ursache des Übels. Zumindest hat auch dies die Studie ergeben, ein wesentlicher Grund für innere Kündigung der Mitarbeiter ist mangelnde Führung. Mangelnde Führung ist übrigens genau so schlecht, wie schlechte Führung. Nicht führen, ist keine Lösung, sondern mangelhaft. Nun könnten Sie sagen: Von wegen mangelnde Führung, wie werde ich denn geführt? Mein Chef ist doch auch keine Führung, von Persönlichkeit ganz zu schweigen. Der wird wiederum das Gleiche von seinem Chef behaupten und so weiter… Im Unternehmen haben Sie ja viele Hierarchiestufen, an denen Sie sich hochschaukeln oder auch herunterziehen können.

Was aber, wenn da über Ihnen keiner ist? Stellen Sie sich vor, Sie sind ganz oben. Ihnen gehört das Unternehmen oder die Kanzlei. Sie sind selbstständig oder freiberuflich. Gut, dann sind Sie nur für sich selbst verantwortlich. Was halten Sie von Ihrer Selbstführung? Oder haben Sie auch schon innerlich gekündigt? Sicherlich nicht, mit sich selbst ist man ja meist sehr zufrieden. Da Sie nur sich selbst führen müssen, ist wohl alles in bester Ordnung. Sie sollten aber noch einmal nachschauen, ob da nicht doch noch jemand ist. Haben Sie keine Sekretärin? Sie ist übrigens seit Jahren eine Meisterin der Selbstführung. Neben den Akten führt sie auch Ihr Büro. Inwieweit die gute Seele auch Sie führt, können Sie nur selbst beurteilen. Fragen Sie sie doch einmal bei Gelegenheit, ob sie Lust auf ihren Job hat. Also, nicht auf Ihren Job, sondern auf das, was sie selbst tagtäglich tut. Wissen Sie eigentlich, was sie alles macht?

Aufmerksamkeit, Wertschätzung und konstruktives Feedback vom Chef sind übrigens das beste Mittel gegen innere Kündigung der Mitarbeiter und bewahrt auch oft vor der tatsächlichen Kündigung. Das gilt auch, oder ganz besonders, für Sekretärinnen. Der Gallup-Engagement-Index ist übrigens nicht nur ein Gradmesser für das Engagement der Mitarbeiter im Job, er sollte vielmehr der Maßstab dafür sein, wie weit sich ein Unternehmen engagiert, seine Mitarbeiter zu binden.

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