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ReNoPat-Ausbildung in der Krise

ReNoPat Ausbildung in der Krise
Die ReNoPat-Ausbildung ist nicht nur pandemiebedingt in der Krise. 

Dieses Ausbildungsjahr ist anders als je zuvor. In den Berufsschulen und Kanzleien gelten pandemiebedingte Regeln. Dies ist dennoch kein Grund, nicht auszubilden. Die Befürchtung eines (Anwalts-)Notars: „Ich weiß nicht, ob sich Azubis an unser Hygienekonzept halten würden“ ist unbegründet. Wie wir feststellen, ist die Einhaltung von Hygieneregeln nicht von Alter und Ausbildung, sondern von sozialer Kompetenz und persönlicher Einstellung abhängig.

Viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen arbeiten im Homeoffice und sind nur digital mit der Kanzlei verbunden. Der Umstand, dass die Nutzung digitaler Medien den Azubis vertrauter ist als manchem Kanzleimitarbeiter, hilft hier wenig. Erstens sind RA-Micro und DATEV nicht annähernd so inspirierend wie Facebook und Instagram und zweitens erlernt man Kostenrecht und Zwangsvollstreckung nicht im Webinar. In der Erstausbildung brauchen Azubis die praktische Zusammenarbeit und die persönlichen Erklärungen ihrer Ausbilder und Ausbilderinnen.

Gerade weil wir sozial auf Distanz gehen, müssen wir gemeinsam aktiv sein.

Deshalb ist es unter den einschränkenden Bedingungen eine Herausforderung auszubilden. Nicht nur, dass wir uns in einer unbekannten und riskanten Lage befinden, wir erleben wirtschaftlich schwierige Zeiten und nicht zuletzt, beschleunigt durch die Digitalisierung, eine rasante Veränderung der Arbeitswelt. Alle in der Kanzlei sind in besonderem Maße gefordert, nichts ist so wie es war. Veränderungen, begleitet von Ungewissheit, Unstimmigkeiten und diffusen Ängsten, prägen unser Miteinander und unseren Arbeitsalltag. Dabei haben wir doch einen Beruf gewählt, der Sicherheit verspricht und der uns sorgfältig und gewissenhaft nach Recht und Gesetz handeln lässt. Was können wir unseren Auszubildenden vermitteln, wenn wir selbst von dem Geschehen mitgerissen werden?

Wie Kanzleien denken müssen, damit der Nachwuchs nicht wieder abspringt.

Die kontaktbeschränkten Arbeitsbedingungen haben weitreichendere Aus- und Nachwirkungen als dies heute sichtbar ist. Berufsausbildung ist weit mehr als die Vermittlung von Prüfungswissen. Es geht auch um das Heranführen der Schulabgänger an das Arbeitsleben und das ganzheitliche Erlernen eines Berufes. Dazu zählen das Erkunden des beruflichen Umfeldes und seiner Akteure, die Entwicklung des beruflichen Selbstverständnisses und nicht zuletzt die Förderung der Liebe zum Beruf. Dies zu erreichen, ist schon unter normalen Bedingungen eine Herausforderung, die erfahrungsgemäß nur selten zur vollsten Zufriedenheit gelingt. Viel zu oft aber sind wir bereits vor der Abschlussprüfung gescheitert, denn neben denen, die in der Prüfung durchfallen, gibt es immer mehr, die den Vertrag lösen. Bei der RAK Berlin wurden im Jahr 2019 von 269 geschlossenen Ausbildungsverträgen 128 vorzeitig gelöst. Die angegebenen Gründe kann man so zusammenfassen: „Das habe ich mir anders vorgestellt.“

In der Corona Pandemie stehen Ausbildungskanzleien vor der Aufgabe, die schwer gewonnenen Azubis zu halten und dauerhaft zu binden. Dafür können sie dann aber mit den jungen Menschen die Zukunft des Berufes gestalten. //

Veröffentlicht: Deutscher Anwaltsverein AnwBL 2021, 20

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ReNos ausbilden – Jetzt erst Recht!

Ausbildung Jetzt erst Recht

Wenn im August das Ausbildungsjahr beginnt, gelten in den Berufsschulen vermutlich noch die pandemiebedingten Abstandsregeln. Für die Auszubildenden der ReNoPat-Berufe stellt dies kein Problem dar, denn die Bewerberzahlen sind seit Jahren so stark gesunken, dass zwischen den wenigen Auszubildenden ohnehin genügend Abstand herrscht. Deshalb sollte es heißen: ReNos ausbilden – Jetzt erst Recht!

Ausbildung in der Krise

Die Auszubildenden der Kanzleien sind vergleichsweise glimpflich durch die Coronawochen gekommen. Rechtsanwälte, Notare und ihre Mitarbeiter wurden, wenn auch zögerlich, als systemrelevant eingestuft und konnten unter Einhaltung der Hygieneregeln Büro und Homeoffice nutzen. Kurzarbeit gab es vergleichsweise wenig. Mit Homeschooling und Prüfungsaufschub können die Auszubildenen ihre Abschlussprüfungen ablegen und ihre Ausbildung beenden. Mit etwas Glück, können sie sogar übernommen werden. Je nach Rechtsgebiet werden sie in den Kanzleien gut beschäftigt sein, denn die Wirtschaft, die Arbeitswelt und auch die Familien wurden durch die Pandemie aus den Angeln gehoben. Es gibt langfristige Folgen und nachhaltigen Beratungsbedarf. Damit haben es ReNo´s weit besser getroffen als Azubis anderer Berufe, denken wir nur an die Industrie, die Hotelbranche und den Eventbereich.

Starker Rückgang der Ausbildungsplätze

In den vom Shutdown und Hygieneregeln stark betroffenen Branchen ist die Ausbildungsbereitschaft zwangsläufig gesunken. Aber auch in anderen Bereichen streicht man Ausbildungsplätze. Das Handwerk hatte in den letzten Jahren unter Einsatz immenser Anstrengungen gerade etwas Aufmerksamkeit bei den Jugendlichen erlangt und lässt nun verlauten, dass man sich zunächst um Aufträge bemühen muss, bevor man ausbilden kann. Hoffen wir, dass die Aufträge auch erfüllt werden, wenn es keine ausgebildeten Handwerker gibt. Die Bundesagentur für Arbeit warnt vor drohender Jugendarbeitslosigkeit, denn auch in früheren Krisen waren die Auszubildenden stets die ersten, die geopfert wurden. Es ist ja auch verlockend, denn ein Ausbildungsvertrag läuft einfach aus.

Ausbildungssituation in Kanzleien

Die gute Nachricht: Die bewährten Ausbilder haben ihre Plätze bereits vor Corona besetzt. Die schlechte Nachricht: Aktuell gibt es deutschlandweit drei (3!) Ausbildungsangebote in der sonst stark genutzten Jobbörse des ReNo-Bundesverbandes. Im Land Brandenburg wurden bis Juni nur 5 Ausbildungsverhältnisse registriert. Aber gerade jetzt fragen sich potentielle Bewerber, wie es nach dem Homeschooling weiter geht. Ihre Zukunftspläne sind ins Wanken geraten oder längst gestorben.

Eine Chance für den Rechtsmarkt

Wer in unsicheren Zeiten die Schule abgeschlossen hat, sucht oft nach einem Beruf mit Sicherheit und Stabilität. Wer im Abitur oder Studium die Krise bewusst erlebt hat, sieht die Wirtschaft, die Arbeit und auch das Recht mit anderen Augen. Jetzt eine Entscheidung für seinen zukünftigen Beruf zu treffen, ist in Anbetracht von Kurzarbeit, steigender Arbeitslosigkeit, drohenden Insolvenzen und nahender Rezession für den Jugendlichen schwieriger als je zuvor. Für Sie als Arbeitgeber liegt darin eine große, vielleicht einmalige Chance. Der Beruf der ReNoPat gewinnt in unsicheren Zeiten an Attraktivität. Aber das Berufsfeld wird sich durch Homeoffice, Digitalisierung und Arbeitsflexibilität auch verändern – zum Positiven.

P.S. Falls Sie 2023 einen Berufseinsteiger einstellen möchten, dann bilden Sie jetzt aus!  ⇒ Ausbildungsmarketing

Veröffentlicht in Anwaltsblatt Proft, AnwBl 2020,403

ReNo-Absolventen 2019 Berlin

ReNo Absolventen 2019 Berlin
ReNo-Absolventen 2019 Berlin – 128 Auszubildende haben Ausbildungsvertrag vorzeitig aufgelöst

Die Zahlen der ReNo-Absolventen für 2019 in Berlin sind wieder enttäuschend. In Diskussionen zum Nachwuchsmangel in den ReNoPat-Berufen wird meist der demografische Wandel als Ursache angeführt. Dass dies nicht der alleinige Grund für die sinkenden Ausbildungszahlen sein kann, macht eine Zahl besonders deutlich. Im Gebiet der Rechtsanwaltskammer Berlin wurden im Jahr 2019 von 269 geschlossenen Ausbildungsverträgen 128 vorzeitig aufgelöst. Fast die Hälfte aller angeworbenen Auszubildenden hatte sich die Ausbildung zur ReNo anscheinend anders vorgestellt.

Wir müssen uns fragen, warum da so ist

Und wir müssen uns fragen, warum diese Zahl doppelt so hoch ist wie im Jahr zuvor. Wo sind Abbrecher heute? Studieren sie Jura? Machen sie eine Ausbildung in der Justiz? Wurden sie enttäuscht oder waren sie überfordert? Was kann man tun, damit die Auszubildenden bleiben? Wie und wo findet man die richtigen Azubis?

Sinkende Qualität der Ausbildung

Jetzt könnte man hoffen, dass die verbliebenen Auszubildenden einen guten Ausbildungsabschluss erzielt haben. Aber auch die Leistungsergebnisse sind enttäuschend. Fast 20 % der Auszubildenden haben die Prüfung nicht bestanden und ebenso viele haben nur ein ausrechend erzielt. Das ist alles andere als ausreichend für Berlin.

Antworten und Informationen zu unseren Angeboten finden Sie hier: Ausbildungsmarketing

Wie aus der Recruiterin eine Gründelente wurde.

 

Ich weiß, es gibt keine Gründelenten, aber ich bin wohl eine. Viele Wasservögel beherrschen die Technik der Nahrungssuche unter Wasser, indem sie einfach nach vorne über kippen. Die großen Schwäne mit ihrem langen Hälsen sind in tieferen Gewässern natürlich wieder klar im Vorteil. Aber was bleibt der Ente, wenn die fette Entengrütze auf dem See weggeschanttert ist. Sie kippt vorne über und wühlt mit dem Schnabel den Schlamm auf. In der Hoffnung, dass sich in der trüben Brühe irgendetwas Verwertbares zur Nahrungsaufnahme finden lässt, steckt sie fast den ganzen Tag samt Kopf und Hals im Wasser. Das nennt man gründeln. Da unten trifft sie dann auf diese  am Boden lebenden Fische, die mit ihrem komisch geformten breiten Maul ständig den Boden absaugen. Also bleibe ich bei der Gründelente.

Mit dem Kescher zu neuen Ufern

Als ich vor 11 Jahren als Recruiterin im juristischen Assistenzbereich meine Netze auswarf, hatte ich den Kescher als Sinnbild meiner Tätigkeit. Vorsichtig, aber durchaus mit Schwung und Elan, habe ich meine Kandidaten aus dem Teich gehoben.  Nach gewissenhafter Begutachtung und sorgsamer Behandlung habe ich sie an neue Ufern gebracht oder ihnen in größere Gewässer geholfen. Manche habe ich aus einem Strudel oder Sog befreit und wieder in ein klares Wasser und eine schönere Umgebung versetzt.

Am Boden angekommen

Ein Jahrzehnt später stehe ich selbst knietief im Wasser. Ich gründele! In der Hoffnung, dass sich in dem Teich noch irgendetwas bewegt. Aber der Nachwuchs ist spärlich, viele schaffen es auch gar nicht bis an die Oberfläche. Ein Berufsbild, das, wie das der ReNoPat, seit Jahren rückläufige Ausbildungszahlen, steigende Abbruchraten und sinkende Notendurchschnitte aufweist, ist längst bei der Agentur für Arbeit als Problemfall gelistet. Jeder Ausbildungplatzsuchende, egal ob geeignet oder nicht, bekommt die Empfehlung zur ReNo-Ausbildung.  Jeder Anspruchsberechtigte für eine Umschulung bekommt eine ReNo-Empfehlung.

„In dem Beruf der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten wird immer gesucht, da bekommst auch du einen Job.“

Und so wächst die Zahl derer, die da unten am Grund rumdümpeln und nie ohne Hilfe an die Oberfläche kommen werden. Am Ufer des Teiches, in der sichtbar untergehenden Abendsonne, sitzen übrigens dicht gedrängt die Rechtsanwälte. Die Notare haben vor allem am Nordufer Position bezogen, die Patentanwälte eher an der Südseite, im Westen liegen die Sachwalter der Insolvenzrechtskanzleien auf der Lauer und im Osten verstecken sich die Immobilienfirmen und der öffentliche Dienst. Alle warten. Sie warten übrigens schon über ein Vierteljahrhundert darauf, dass sich der Teich wieder füllt und sie hoffen vor allem auf junge, flinke Nachwuchskräfte.  Die, die sie schon mehrmals im Kescher hatten, und dann nach einer Befristung, Probezeit oder Zeitarbeit wieder zurückgekippt haben, wollen sie natürlich nicht mehr.

Trübe Aussichten

Aber sie wollen auch nicht selber gründeln. Dafür gibt es ja Recruiter und Headhunter. In der Hoffnung, dass wenigstens ein Personalvermittler einen Fang anschleppt, werden gleich mehrere ins Rennen geschickt. Die locken dann ihrerseits mit Wasser und Obstkorb. Man merkt, dass sie den Lebensraum der ReNoPat oft wenig kennen. Aber der Schnellste gewinnt. Einfach den Lebenslauf oder gleich das xing-Profil hinschicken und dann gucken, ob man der Erste war. Nun, seit einiger Zeit ist der Boden sehr aufgewühlt, das Wasser ist trübe und die schlauen Kandidaten verstecken sich gekonnt im Schilf oder wandern in einen anderen Teich ab.

Aber die Gründelente kennt natürlich die Verstecke und sie geht ab und zu mal schnattern.


P.S. Schön wäre es natürlich, wenn die Berufsträger auf ihren Uferbänken mal mitsingen würden.

 

Warum waren so wenig Frauen auf dem Anwaltszukunftskongress?

Ob sie eine Assistenz haben oder nicht

Anscheinend ließ die Erinnerung an die attraktive ntv-Moderatorin oder an die fehlende Tanzpartnerin bei der Abendveranstaltung auf dem Anwaltszukunftskongress in Köln im nachhinein bei dem ein oder anderen Teilnehmer doch noch die Frage aufkommen:

Warum waren so wenig Frauen auf dem Kongress zu sehen und vor allem zu hören?

Auch ohne digitales Analysetool kann man leicht feststellen, dass es wenig Frauen in technischen Berufen gibt, zu wenig Frauen in der Softwarebranche, ganz wenig weibliche Gründerinnen, vor allem im Legal-Tech-Bereich und viel zu wenig weibliche Führungskräfte und Partnerinnen in Anwaltskanzleien. Da war es doch leicht vorherzusagen, dass man nur wenigen Frauen auf dieser Veranstaltung begegnen würde.

Die AnwenderInnen der digitalen Lösungen

Es sei denn, der ein oder andere Kanzleieigner hätte seine Rechtsanwaltsfachangestellte oder die Rechtsfachwirtin seiner Kanzlei nach Köln eingeladen. Das wäre ja zumindest bei den Themen Kanzleiorganisation, digitale Spracherkennung, Arbeiten in der Cloud und mit beA sicher ganz hilfreich gewesen. Als tägliche Anwenderin kennt sich die Fachkraft mit den Softwarelösungen rund um Posteingang und Dokumentenmanagement nämlich bestens aus. Sie  weiß sehr genau, was sich bei der Mandatsbearbeitung durch technische Lösungen schneller, standesrechtlich sicher und kostengünstig erledigen lässt oder eben auch nicht. Sie hätte die Gelegenheit nutzen können, um sich von Anbietern wie z.B. ReNoStar und DATEV schon einmal demonstrieren zu lassen, was sie bei der Softwareeinführung der nächsten Generation alles lernen muss. Aber dafür gibt es ja dann sicher andere Gelegenheiten, die von der Kanzlei extra für die ReFa gebucht werden. Das dann allerdings möglichst nach Feierabend, denn zu den Bürozeiten ist sie in der Kanzlei unverzichtbar. Und auch nur deshalb durfte sie nicht mit, zum Zukunftskongress. Schließlich war die Personalsituation in der Assistenz schon in der Vergangenheit eine Katastrophe.

Ob Sie eine Assistenz haben…oder eben nicht!

In diesem Zusammenhang sollte man sich einmal die Frage stellen, ob sich durch die Digitalisierung, durch Legal-Tech und Künstliche Intelligenz etwas an dieser Problematik ändern könnte. Sicher sind die Diktier-, Sprach- und Schrifterkennungstools bereits auf einem sehr hohen Niveau und ein echtes Zeit- und Ressourcenpotential, nicht zuletzt für die Assistenz selbst. Aber machen wir uns nichts vor, auch die beste Kanzleisoftware muss bedient werden. Dass die ReFa dem Anwalt schnell noch beibringt, wie er seine RVG-Abrechnung macht und die Kostennote schreibt, bevor er sie (aufgrund Digitalisierung) entlässt, ist keine Zukunftsmusik, sondern reine Utopie. Der Kongress hat eher den Eindruck erweckt, dass das Anwaltsgeschäft schneller und einfacher standardisiert wird, als die Aufgaben der Fachassistenz. Annähernd 300.000 Assistenzkräfte arbeiten für die deutsche Anwaltschaft. Die Ausbildungsordnung für die ReNoPat wurde vor zwei Jahren grundlegend überarbeitet. Leider wurde sie nur der Gegenwart angepasst und nicht auf die Zukunft ausgerichtet.

Berufliche Ausbildung als Hexe

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Die Top-Suche auf meiner Homepage für die juristische Assistenz lautete in dieser Woche: „berufliche Ausbildung als Hexe“.  Welch zauberhafte Idee! Mein Dank an die Unbekannten, die diese Suchbegriffe ins Netz eingegeben haben! Die gleichlaufende Suche nach Gehilfinnen sei in diesem Zusammenhang verziehen. Denn welche Gehilfin (Angestellte) im Anwaltsbereich hätte sich nicht schon einmal gewünscht, hexen, zaubern oder hellsehen zu können? Nicht nur weil es in der Kanzlei oft zu viel zu tun gibt, wünscht sich die Anwaltssekretärin übersinnliche Kräfte. Der Wunsch entsteht eher aus der mangelhaften Kommunikation mit ihrem Anwalt. Was meint, wünscht oder erwartet er? Ein Post it auf der Akte spricht nicht, ein mürrisches Gesicht hingegen Bände. Ob sie etwas vergessen oder falsch gemacht hat? Sie weiß es nicht. Wenn er nicht spricht, dann beginnt sie ihn zu beobachten, zu interpretieren und für ihn voraus zu denken. Ob sie damit richtig liegt, erfährt sie nur, wenn es falsch war. Das ist das Besondere an der anwaltlichen Assistenz, man arbeitet weisungsgebunden und muss doch, eher heimlich, mit- und vorausdenken. Hellseherische Fähigkeiten würden an dieser Stelle sicher helfen.

Leider sind in der neuen Ausbildungsverodnung für die ReNoPat- Berufe auch diesmal keine Zauberstunden vorgesehen und es gibt auch keine berufliche Ausbildung als Hexe. Vielleicht haben ja sogar die Anwälte mit dieser Suchanfrage nach Auszubildenden gesucht? Denn um an der desolaten Ausbildungssituation noch etwas ändern zu können, braucht man schon magische Kräfte. Da sagt sich so mancher Anwalt oder Notar: Lieber eine Hexe in der Kanzlei, als gar keine Gehilfin.

Aber keine Angst,  sicher ist die mystische Suchanfrage nur auf den nahenden Halloween zurückzuführen. Die Assistentinnen haben einfach nach einer passenden Verkleidung gegoogelt und die Kostüme der blutsaugenden Vampire waren schon vergeben. Dagegen ist so eine kleine Hexe doch wirklich zauberhaft.

Schminken zu Halloween: Hexen Make-up leicht gemacht — by Horrorklinik.de

Nachwuchs für den Berliner ReNoPat – Markt

ReNoPat-Absolventen 2015 Berlin
Herzlichen Glückwunsch an die 129 Absolventen der Hans-Litten-Schule (OSZ Recht) in Berlin!

Von 163 Prüfungsteilnehmern haben 129 Azubis ihre ReNoPat – Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, wobei man in der Berlin davon ausgehen kann, dass es doch fast ausschließlich ReNo´s sind, die nun dem Berliner Kanzleimarkt zur Verfügung stehen. Das Patentwesen ist (noch) nicht in Berlin angekommen. Aber dazu mehr in einem späteren Artikel. Etwas über 100 frische ReNos stehen nun den Berliner Rechtsanwälten, Notaren und Anwaltsnotaren zu Diensten. Inwieweit die Absolventen während ihrer Ausbildung allerdings die Möglichkeit hatten, im Notariat mehr Einblick zu gewinnen, als nur den Notaren einige Praxiswochen lang über die Schulter zu schauen, kann man der Statistik leider nicht entnehmen. Was aber ganz offensichtlich ist, dass die Absolventenzahlen alles andere als vollbefriedigend sind. Die wenigen sehr guten Absolventen erinnern an die Examensprüfungen bei den Volljuristen, insofern werden sie den Anwalt nicht erschrecken. Aber hätte man in einem Ausbildungsberuf eine Durchfallerquote von über 20 % erwartet? Man darf nicht vergessen, dass die Abbrecherquote (also die, die erst gar nicht bis zur Abschlussprüfung durchhalten) in diesem Berufsfeld bei 28 % liegt.

An dieser Stelle eine Rechenaufgabe:

Wie viele Azubis muss man in Berlin rekrutieren um den Bedarf zu decken, wenn 28% hinschmeißen, 21 % durchfallen und noch einmal 12% mit ausreichend bestehen?

Tipp: Berlin (ohne Brandenburg) verzeichnet lt. RAK aktuell 13.774 Rechtsanwälte und 772 Notare.

P.S. Allein in der Stellenbörse der RAK Berlin sind aktuell (eine Woche vor Ausbildungsbeginn) noch 15 offene Ausbildungsplatzangebote zu finden.