Was ist eigentlich ein Berufsbild?

Berufsbild
Was ist ein Berufsbild?

Berufsbilder werden im Bundesinstitut für Berufsbildung entwickelt. Am Dienstsitz in Bonn werden seit 1970 die Anforderungen, Ausbildungsinhalte und auch die Rahmenlehrpläne der staatlich anerkannten Ausbildungsberufe festgelegt. Die Informationen über jeden einzelnen Beruf wurden früher in einer kleinen Broschüre zusammengefasst und das Deckblatt mit einem mehr oder weniger aussagefähigen Bild versehen, dem Berufsbild. Das geht jetzt alles digital und der Begriff Berufsbild ist in diesem Zusammenhang meist nur noch von der Presse benutzt. Außer in Österreich, dort gibt es zur Berufsorientierung noch Berufsbilder. Das BIBB in Deutschland spricht von Ausbildungsberufen und verzichtet auf das Bild, was gut ist, weil man in einem Bundesinstitut nicht mit subjektiven Vorstellungen arbeiten sollte.

Das Berufsbild ist das subjektive Bild, das sich jemand von einem Beruf macht.

Besonders im Hinblick auf Ausbildung, Tätigkeit und Aufstiegsmöglichkeiten wird dies dann später mit der Realität oftmals nicht mehr ganz übereinstimmen. Vorstellungen sind nun einmal an persönliche Erfahrungen, das soziale Umfeld und an den jeweiligen Wissenstand gebunden und vor allem von Wünschen geprägt. Das führt dazu, dass jeder sein eigenes, ganz individuelles Bild von einem Beruf im Kopf hat. Das trifft übrigens auch für Berufsberater, Personaler und Familienmitglieder zu. Dazu kommen dann noch die gängigen Klischees vom typischen Anwalt, Arzt, Lehrer oder Beamten und dem geheimen Lebenswunsch zwischen Karriere und persönlicher Sinnsuche. All das hat mit dem, was dort im BIBB beschlossen wurde, nicht mehr viel zu tun.

Machen Sie sich ein Bild von Ihrem Beruf

Also ist es wichtig, ein klares Bild davon zu entwickeln, was einen in dem gewählten Berufsfeld erwarten könnte. Denn unabhängig der Klischees, der Beruf prägt einen Menschen mehr als ihm zunächst bewusst ist. Und so sollte man sich in der Berufsorientierung nicht fragen, was, sondern wer man einmal werden möchte. Dabei ist es nun wiederum gut, sich die ganze Sache schon mal bildlich vorzustellen. Die Herausforderung der Berufsorientierung ist es, die Bilder so zu beschreiben, dass man sich etwas darunter vorstellen kann. Am besten fragt man natürlich jemanden, der diesen Beruf erlernt hat oder sogar ausführt. Auch, wenn darin auch die Gefahr liegt, dass die eigene Vorstellung etwas entzaubert wird.

Wie sagte doch die Kellnerin in dem Filmklassiker Grease: „Wenn Du wissen willst, ob der Job hier Spaß macht, dann frage jemand, der nicht hier arbeitet.“

Wenn Sie sich ein Bild vom Beruf der ReNoPat machen wollen, dann schreiben mir eine E-Mail: info@legalprofession.de

Gut gerutscht, geflogen oder gefeuert

geflogen oder gefeuert
Hatten Sie einen guten Rutsch? Sind Sie gut gelandet? Oder sind Sie geflogen oder wurden gefeuert?

Man kann ja auf unterschiedliche Art und Weise ins neue Jahr kommen. Man kann so reinrutschen und noch im Februar das Gefühl haben, es ist alles beim Alten. Man kann sich viel vornehmen, den Absprung wagen und schon in den ersten Wochen des Jahres eine Punktlandung hinlegen. Man kann aber auch fliegen – und auch das auf unterschiedliche Weise. Entweder hat man sich zu viel vorgenommen, ist zu hoch geflogen und legt eine Bruchlandung hin, dann heißt es: aufstehen, Krone richten und weiter gehen. Oder man fliegt über das Ziel hinaus, dann muss man sich erst einmal sammeln und neu orientieren.
Man kann aber auch fliegen – einfach so – unerwartet, unverschuldet und fast unbemerkt. Dann steht man da, am Anfang des Jahres, es ist kalt, nass und dunkel. Eigentlich wollte man in den Urlaub fliegen und nun zieht man eine Wartenummer.
Trotz aller Berichte über Nachwuchs- und Fachkräftemangel, von freien Ausbildungsplätzen und unbesetzten Arbeitsstellen, gibt es sie, die Menschen, die ihren Job verlieren, deren Stelle nicht verlängert wurde, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln und die, die keiner ausbilden möchte.

Allen, die noch nicht gelandet, die ausgerutscht oder geflogen sind, stehe ich auch in diesem Jahr mit Rat, Unterstützung und einer geförderten Maßnahme zur Verfügung.

Berufsorientierung Familienunternehmen

Berufsorientierung Familienunternehmen

geburtstag fest

Fragen Sie doch bei der nächsten Familienfeier einmal, was sich die anwesenden Söhne und Töchter, Neffen, Nichten, Cousins und Cousinen unter einem Familienunternehmen vorstellen. Sie werden erstaunt sein. Am besten, sie halten zum Trost schon mal einen guten Schluck vom regionalen Bier oder vom benachbarten Weingut bereit.

„Wenn Mutti den Laden zu Hause schmeißt, muss ja schließlich alles gemacht werden – Kochen, Putzen, Kinder erziehen – dann ist sie Familienmanagerin, haha.“

„Na, der Döner an der Ecke oder der Italiener nebenan, das ist alles Familie, echt.“

„Familienunternehmen? Ne, ich bin froh, dass ich Familie erst mal los bin, die nervt nur.“

„Ich will lieber ein großes, sicheres und internationales Unternehmen, mit Geld und Karriere und so, ich habe ja schließlich studiert.“

Was für Vorstellungen! Auch wenn man nach dem „Mittelstand“ fragt, werden die Antworten nicht besser.

„Mittelstand? Keine Ahnung, Handwerker oder so?“

Wer auf Karriere getrimmt wird, gibt sich mit Mittelstand nicht zufrieden. Mittelstand klingt so nach Mittelmaß, der Nachwuchs will nach oben.

Nur, um Sie zu warnen, der gängige Satz „der Mittelstand ist der größte Arbeitgeber und Wachstumsmotor Deutschlands“ zeigt leider keine Wirkung – viel zu plakativ und abgedroschen.

Jetzt sind Sie mal ganz ehrlich zu sich selbst, die Kinder hören gerade nicht zu, über welches mittelständische Unternehmen können Sie spontan berichten? Welches Familienunternehmen können Sie als attraktiven Arbeitgeber oder Ausbildungsbetrieb empfehlen? Welche Karrieremesse kennen Sie, die nicht von den üblichen Konzernen initiiert wird? Sie meinen, Berufsorientierung ist jetzt nicht gerade Ihre Aufgabe? Oh doch, die Jugendlichen fragen immer noch in erster Linie ihre Eltern und Lehrer, wenn es um die Berufswahl geht. Außerdem sollte man ja mit der Orientierung nicht erst beginnen, wenn die Frage nach dem Berufswunsch schon unter den Nägeln brennt.

Wenn Sie sich orientieren möchten, dann empfehle ich den Karrieretag Familienunternehmen. Die Firmenkontaktmesse gibt es übrigens bereits seit 2006. Das Spannende daran, sie findet nicht in kargen Messehallen, sondern in lebenden Organisationen statt. Die nächste Messe ist am 13.11.2015 in Melsungen. In welchem Unternehmen sich die bereits angemeldeten Teilnehmer treffen, erklärt sich von selbst. Melsungen ist seit 175 Jahren die Familie B. Braun. Mit 54.000 Mitarbeitern in 62 Ländern erwirtschaftete die B. Braun AG im Jahr 2014 einen Umsatz von 5,4 Mrd. Euro. Das ist doch wohl alles andere als mittelmäßig.

P.S. Wenn Sie sich gerade fragen, was dieser Beitrag denn mit Juristen zu tun hat? Nun, auf der Messe treffen Sie Ihre (zukünftigen) Mandanten.

1. Wirtschaftsjuristentag

Wirtschaftsjuristentag Recklinghausen

1. Wirtschaftsjuristentag: Rück- und Ausblicke einer jungen Berufsgruppe. Wenn Absolventen des ersten Jahrgangs eines Fachbereichs Wirtschaftsrecht genau 15 Jahre später neben ihren ehemaligen Profs im Seminarraum sitzen, dann ist dies ein gutes Zeichen und vielleicht der Anfang für ein jährliches Alumnitreffen der Wirtschaftsjuristen an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen. Der aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Fachbereichs Wirtschaftsrecht stattfindende 1. Wirtschaftsjuristentag  war kein gewöhnliches Ehemaligentreffen, es war eine profunde Bestandsaufnahme. Denn als man vor 22 Jahren in Mainz das wirtschaftsjuristische Studium in Deutschland ins Leben rief, war in keiner Weise abzusehen wo, wann und wie die damals noch auf Diplom studierenden Wirtschaftsjuristen einmal „unterkommen“ würden. Aber genau um die Beantwortung dieser Frage ging es dem Dekan des Fachbereichs Wirtschaftsrecht, Professor Bernhard Bergmans, der am 25.09.2015 neben Professoren anderer wirtschaftsjuristischer Ausbildungseinrichtungen vor allem die Absolventen nach Recklinghausen rief. Es kamen natürlich nicht alle der inzwischen 25.000 berufstätigen Absolventen, auch nicht von allen der über 40 Hoch- und Fachschulen, die den Bereich Wirtschaftsrecht in der Zwischenzeit für sich entdeckt haben. Aber es war ein gelungener Anfang.

Akzeptanz und Selbstverständnis als Wirtschaftsjurist

Nach einigen in den letzten Jahren erfolgten Analysen, Befragungen und Statistiken zur Arbeitsmarkt- und Berufsakzeptanz des Wirtschaftsjuristen war es nun an der Zeit, persönliche Erlebnisberichte, Erfahrungen und Best Practice zu sammeln. Denn es ist zwischenzeitlich eher ruhig geworden, um den interdisziplinären Studiengang zwischen Wirtschaft und Recht. Die offenen Angriffe der Volljuristen haben sich gelegt, die Universitäten bilden in der Zwischenzeit selbst Wirtschaftsjuristen aus, die Kultusministerkonferenz fordert die weitere Diversifizierung der juristischen Ausbildung. Auch die Arbeitgeber haben den Wirtschaftsjuristen zumindest schon einmal als kostengünstige Alternative zum Volljuristen erkannt. Was geblieben ist, ist die immer noch verbreitete Unkenntnis über Ausbildungsinhalte und Einsatzmöglichkeiten der Juristen ohne Examensprüfung und Anwaltszulassung. Zugute halten muss man den Unternehmen und Personalern, dass die Zahl und Verschiedenartigkeit, insbesondere der Masterstudiengänge, kaum zu überblicken ist. Hier sind die Hochschulen im Werben um die zukünftigen Studenten wohl in ihrem Wunsch nach Einmaligkeit etwas über das Ziel hinaus geschossen. So ist auch die Anmerkung zu verstehen, dass es eher schwer ist, sich beim Hochschulwechsel Studienergebnisse anerkennen zu lassen. Aber hier kann der Austausch zwischen den als Tagungsreferenten geladenen Professoren aus Wismar, Kassel, Heilbronn und Pforzheim sowie die Wirtschaftsjuristische Hochschulvereinigung sicher Abhilfe schaffen.

Der Wunsch nach Austausch und Vernetzung war von allen Beteiligten klar zu spüren, wenn es auch noch an tragfähigen Strukturen fehlt. In diesem Punkt ist der Studiengang noch ganz am Anfang. Aber Austausch und Selbstverständnis sind unverzichtbar. Der Wirtschaftsjurist ist eben kein klar definierter Beruf, nicht einmal eine geschützte Bezeichnung. Der Wirtschaftsjurist wird erst dann dauerhaft und vor allem seinem Wissen nach adäquat eingesetzt, wenn sein Berufsprofil klar erkennbar ist. Zugegeben, es ist eine Herausforderung und es birgt auch Gefahren, das Profil eines interdisziplinären Studiengangs genau zu schärfen, aber es ist andererseits die einmalige Chance, sich gegenüber dem breit aufgestellten Volljuristen zu positionieren.

Was erwartet die Wirtschaft von unseren Absolventen, welche Ausbildungsinhalte müssen wir aufnehmen, um zukunftsfähig zu bleiben?  

Bei der Komplexität, Divergenz und Internationalität unserer Wirtschaft läuft man Gefahr, sich zu sehr zu verzweigen und auch auf Entwicklungen aufzuspringen, die viel zu kurzlebig sind, als dass das Bildungssystem darauf überhaupt reagieren könnte. Andererseits muss man die Studenten aber auch lenken und ihnen zeigen, in welchen Bereichen sie dringend gebraucht werden. Um zukunftsfähig zu bleiben, ist es heute auch für Hochschulen unabdingbar, sich mit gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen auseinanderzusetzen und vorauszudenken. Dabei geht es aber nicht nur um das Definieren von Arbeitsfeldern, sondern vielmehr darum,  die Kompetenzen der Zukunft zu erkennen und zu vermitteln.

Soft Skills 

Das, was mit dem Wort „Soft Skills“ mehr erschlagen als beschrieben wird, ist der eigentliche Mehrwert des Wirtschaftsjuristen gegenüber dem Volljuristen. Wer für den Staatsdienst ausgebildet wird, ausschließlich am Fall arbeitet, seine Jugend in der Bibliothek und mit Beck online verbringt und selbst seinen Urlaubsbericht (samt Klage wegen Verspätung  des Fliegers und Baulärm in Hotelnähe) im Gutachtenstil verfasst, der hat oft im Unternehmen einige Anpassungsschwierigkeiten. Hier liegt die Chance des Wirtschaftsjuristen. Vorausgesetzt, er hat die im Unternehmen unverzichtbaren Kompetenzen erworben oder weiß zumindest, worauf es ankommt. Dass Unternehmen im Bereich Compliance Wirtschaftsjuristen bevorzugen, ist keine Kostenfrage. Im Compliance geht es um Prozesse, um Steuerung, um Projekte und um Kommunikation auf allen Unternehmensebenen. Hier ist der Wirtschaftsjurist klar im Vorteil, wenn er auf diese Arbeitsweise bereits vorbereitet wurde.

„Wissen. Was praktisch zählt.“

Dies steht auf der Tagungsmappe des 1. WiJu-Tages. Es ist zu wünschen, dass man sich diesem Slogan treu bleibt und sich noch mehr abgrenzt vom klassischen Nur – Juristen. Die Absolventen brauchen diese Abgrenzung, sie brauchen neben dem eigenen Selbstbewusstsein, das Selbstverständnis ihres Berufsstandes. Erst, wenn sie sich nicht mehr rechtfertigen, warum sie nicht Voll – Juristen sind, sondern ganz selbstverständlich davon sprechen, dass sie inhaltlich und praktisch für die Wirtschaft ausgebildet wurden, werden sie die Positionen im Unternehmen bekommen, die sie verdienen – und entsprechend verdienen. Inwieweit das bereits gelungen ist, ist in dem Tagungsband „Zwanzig Jahre Wirtschaftsjuristenausbildung“ detailliert beschrieben. Ein Dank an dieser Stelle dem Herausgeber Prof. Bernhard Bergmans und dem Logos Verlag Berlin. Der Band wird bis zum 2. Wirtschaftsjuristentag willkommener Anreiz sein, die Entwicklung zu beobachten und anzuschieben.

P.S. Wenn das Selbstverständnis der Wirtschaftsjuristen gereift ist, dann wird man auch in der Agentur für Arbeit erkennen, dass Wirtschaftsjuristen keine Rechtsanwalts- oder Notarfachangestellten sind. Außer dem Umstand, dass ihnen für diese Berufstätigkeiten die notwendigen Kammerprüfungen fehlen, sollen die Bachelor-  und Masterabsolventen doch nicht als schnelles Pflaster für die desolate Nachwuchssituation in den juristischen Assistenzberufen dienen. Wenn man langfristig darüber nachdenkt, Anschlussqualifizierungen für den Rechts- Notar- und Insolvenzbereich zu entwickeln, dann sollte man zunächst über die Möglichkeiten einer arbeitsteiligen und respektvollen Zusammenarbeit zwischen Volljuristen und Wirtschaftsjuristen nachdenken. Denn wo ein Mangel ist, gibt es nicht nur einen Weg, sondern auch einen Grund.

Unternehmerfrühstück

Unternehmerfrühstück
Unternehmerfrühstück. Üppiges Frühstück und spärlicher Nachwuchs.

Wenn sich Unternehmer zum Frühstück verabreden, dann ist die Diskussion oft heißer als der Kaffee. Das reichhaltige Buffet erscheint schnell nebensächlich, weil den Anwesenden einfach die Muße fehlt, um ausgiebig zu frühstücken. Da kann sich der Service noch so viel Mühe geben, der Nachwuchsmangel liegt den Unternehmern wie Blei im Magen. Einiges stößt ihnen offenbar sauer auf, wie die schnell einsetzende Diskussion zeigte.

Unternehmer Wirtschaftskreis Berlin Pankow

Der BVMW e.V. der Hauptstadtregion Nord und der Wirtschaftskreis Berlin-Pankow hatten am 04.09.2015 zum IV. politischen Unternehmerfrühstück Bezirksstadträtin und Leiterin der Abteilung Jugend und Facility Management Frau Christine Keil als Gast geladen und 30 UnternehmerInnen die Möglichkeit geboten, direkt die Themen anzusprechen, die ihnen zum Thema Bildung und Ausbildung in Pankow auf der Seele brennen. Frau Keil, Schirmherrin der „Ausbildungsoffensive Pankow“, gab ihnen einen Überblick zur Thematik und informierte über die Nachwuchssituation des Bezirks Pankow, der angesichts der wachsenden Einwohnerzahl, (384.367 Einwohner per 31. Dezember 2014) so manch deutsche Kleinstadt in den Schatten stellt. Frau Keil berichtete freudig von mehr Kindern, mehr Kitaplätzen, mehr Schülern und mehr Schulabgängern und das auch in den kommenden Jahren. Von mehr Auszubildenden konnte sie leider nicht berichten. Die spärlichen Zahlen lieferten die anwesenden UnternehmerInnen mit eindrucksvollen Beispielen. Dass ein Zahnarzt, der in seiner Praxis bereits 60 Auszubildende auf den Weg gebracht hat, früher aus 120 Bewerbungen auswählen konnte, heute gerade noch zwei Bewerbungen bekommt, lässt einen doch eher vorsichtig ins Körnerbrötchen beißen.

Lücke zwischen Schule und Wirtschaft

Wenn man heute nicht von Berufseinstieg sondern von Integration junger Menschen in Ausbildung und Arbeit spricht, dann ahnt man, dass da eine gewaltige Lücke klafft und zwar zwischen Schule und Wirtschaft, zwischen Anspruch und Anforderung und zwischen Reifeprüfung und Ausbildungsreife. Von dem schulischen Anspruch, jeden mitzunehmen und in das Schulsystem zu inkludieren, sind wir in der Ausbildung noch weit entfernt. Aber die Diskussionsrunde hat auch gezeigt, dass es viel Initiativen, Offensiven, Förderungen, Projekte und Kampagnen gibt, die an einem Unternehmeralltag auch vorbeirauschen können, zum Beispiel die Assistierte Ausbildung ein Projekt des BIBB zur Überwindung  der Kluft zwischen den Anforderungen der Betriebe und den Voraussetzungen der Jugendlichen. Das Thema Ausbildungsförderung muss noch viel stärker in den Fokus und Aufgabenbereich der Personalverantwortlichen rücken, denn es ist schon eine Herausforderung, mit allen Verantwortlichen und Beteiligten in Kontakt zu treten und in Verbindung zu bleiben. Begrüßenswert ist deshalb die Kooperation zwischen Schule, Agentur für Arbeit, Jobcenter und Jugendhilfe in Sachen beruflicher Orientierung und Integration, wie sie auch in Pankow angestrebt wird. Aber es genügt nicht, die Jugendlichen zu informieren, auch die Berater müssen auf die Realität vorbereitet werden. Und so ist das Pankower Lehrer-Praktikum, mit der Heinz-Brandt-Oberschule ein toller Beitrag für einen praxistauglichen und lebensnahen Unterricht! Lehrer gehen für einige Tage in die Pankower Unternehmen und lernen den Unternehmens- sowie den Unternehmeralltag kennen. Sie werden übrigens angehalten, einen ausführlichen Paktikumsbericht zu schreiben.

An dieser Stelle herzlichen Dank an Myer´s Hotel im Berliner Prenzl´berg!

ReNo Absolventen Berlin 2015

ReNo Absolventen Berlin 2015

ReNo Absolventen Berlin 2015

Herzlichen Glückwunsch an die 129 Absolventen der Hans-Litten-Schule (OSZ Recht) in Berlin!

Von 163 Prüfungsteilnehmern haben 129 Azubis ihre ReNoPat – Ausbildung erfolgreich abgeschlossen, wobei man in der Berlin davon ausgehen kann, dass es doch fast ausschließlich ReNo´s sind, die nun dem Berliner Kanzleimarkt zur Verfügung stehen. Das Patentwesen ist (noch) nicht in Berlin angekommen. Aber dazu mehr in einem späteren Artikel. Etwas über 100 frische ReNos stehen nun den Berliner Rechtsanwälten, Notaren und Anwaltsnotaren zu Diensten. Inwieweit die Absolventen während ihrer Ausbildung allerdings die Möglichkeit hatten, im Notariat mehr Einblick zu gewinnen, als nur den Notaren einige Praxiswochen lang über die Schulter zu schauen, kann man der Statistik leider nicht entnehmen. Was aber ganz offensichtlich ist, dass die Absolventenzahlen alles andere als vollbefriedigend sind. Die wenigen sehr guten Absolventen erinnern an die Examensprüfungen bei den Volljuristen, insofern werden sie den Anwalt nicht erschrecken. Aber hätte man in einem Ausbildungsberuf eine Durchfallerquote von über 20 % erwartet? Man darf nicht vergessen, dass die Abbrecherquote (also die, die erst gar nicht bis zur Abschlussprüfung durchhalten) in diesem Berufsfeld bei 28 % liegt.

An dieser Stelle eine Rechenaufgabe:

Wie viele Azubis muss man in Berlin rekrutieren um den Bedarf zu decken, wenn 28% hinschmeißen, 21 % durchfallen und noch einmal 12% mit ausreichend bestehen?

Tipp: Berlin (ohne Brandenburg) verzeichnet lt. RAK aktuell 13.774 Rechtsanwälte und 772 Notare.

P.S. Allein in der Stellenbörse der RAK Berlin sind aktuell (eine Woche vor Ausbildungsbeginn) noch 15 offene Ausbildungsplatzangebote zu finden.

Wie werde ich Anwaltsgehilfe

Anwaltsgehilfen, Opa und der Mindestlohn – der wie werde ich Anwaltsgehilfin?

Im Anwaltsuniversum bedient man sich zur flächendeckenden Nachwuchswerbung gern der Regionalpresse. Damit erreicht man den Azubi zwischen Märkisch Oderland und Nordhessen heute ganz bequem im Internet. Weniger medienkundige Eltern und Großeltern können die Artikel auch wie gewohnt ausschneiden, weitergeben und abheften. Da kommt Opa auch schon durch den Garten geschlurft und wirft das Hamburger Abendblatt vom 10.07.2015 auf den Kaffeetisch, es landet direkt neben dem Pflaumenkuchen.

„Hier, du weißt doch nicht, was du werden willst. Die suchen Anwaltsgehilfen. Im Nachbardorf gibt es einen Anwalt. Das ist zwar nicht üppig mit 1.300 Euro Einstiegsgehalt, aber die Rechthaberei liegt dir ja offensichtlich.“

Regina, die Enkelin, geht davon aus, dass Opa wieder mal von alten Zeiten erzählt oder im Archiv gewühlt hat und sie wird definitiv keine Gehilfin. „Hast wohl noch nichts vom Mindestlohn gehört, Opa?“

„Das gilt wohl für Anwälte nicht, denn es steht ja hier so in der Zeitung, außerdem hat das ein Herr vom Arbeitsamt gesagt. Dafür kann man sich bei der Ausbildung zwischen Gesetzestexten wohlfühlen, meint er.“

„Das muss man wohl dann auch bei dem Lohn. Vor allem sollte man die Gesetze kennen, die man erlässt, zum Beispiel das MiLoG. Ich werde Jura studieren, bist du zufrieden?“

Opa schlägt mit der Zeitung nach den Wespen. „Hier steht, dass ein Anwalt ohne Fachangestellten gar nicht als Anwalt arbeiten könnte.“

„Ach, deshalb wird man so fürstlich entlohnt und muss dann auch noch den Anwalt an die Fristen erinnern.“

„Diese Jugend…“ brabbelt der Alte und schlurft ins Haus. Den Zeitungsartikel legt er sorgsam in seine Schublade.

Nach zwölf Tagen, am 22.07.2015, wurde der Artikel im Netz flächendeckend berichtigt. Die Sache mit dem Mindestlohn ist nun auch den Anwälten aufgefallen und wurde auf den Cent genau korrigiert. Genauigkeit ist übrigens wichtig in dem Beruf, das erhöht die Jobchancen, wie man lesen kann.

„Nach der Ausbildung beginnt das Einstiegsgehalt beim Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde – laut Deutschem Anwaltverein also mindestens 1473,30 Euro pro Monat.“

Aus den Anwaltsgehilfen wurden im Titel nun Anwaltsfachangestellte, was nicht korrekt, aber schon besser ist. In der ReNoPatAusbV kann man die vier verbindlichen Berufsbezeichnungen dieser Berufsgruppe übrigens nachlesen.Regina fragt sich noch, warum die zitierte Azubine im dritten Lehrjahr schon 23 Jahre alt ist. Sie wird doch nicht ihr Jurastudium geschmissen haben? Eigentlich ging es in der Pressemitteilung ja wohl um die neue Ausbildungsverordnung der ReNoPat-Berufe von 29.09.2014, die leider gar nicht hilft, wenn keiner weiß, wie man Gehilfe wird.