Articles Written By: Marion Proft

About Marion Proft

Marion Proft - Ihre Begleiterin durch das Universum der juristischen Berufe.

Wirtschaftsjuristentag

Wirtschaftsjuristentag
Das Proprium des Wirtschaftsjuristen

Der Wirtschaftsjurist ist ein exemplarisches Beispiel dafür, dass das Leben im Univer§um nicht  schnell oder gar rasant, sondern äußerst langsam und beharrlich verläuft. Vor 20 Jahren, in der Zeitrechnung eines Studenten eine gefühlte Ewigkeit, wurde im Westfälischen der Wirtschaftsjurist geboren. Zwei Jahrzehnte später fragt sich heute noch so mancher Bachelor- oder Masterabsolvent im Auswahlverfahren: Was hat der, was ich nicht habe? Gemeint ist hier natürlich der Volljurist. Bei einem Rechtsanwalt stellt sich die Frage nicht, er hat das Privileg der anwaltlichen Beratung. Aber der Volljurist ist ebenso wenig zugelassen, wie der Wirtschaftsjurist. Aber er könnte, wenn er denn wollte – und überhaupt er ist halt voll ausgebildet.
Noch immer schreibt, diskutiert und debattiert man bei der Stellenbesetzung darüber, in welchem Fall man denn auf einen Wirtschaftsjuristen zurückgreifen könnte und ob man nicht mit einem Volljuristen am Ende besser beraten sei. Sicher aus Kostengründen, das weiß man heute sogar in den Wirtschaftskanzleien. Für den Kostendruck sorgen die Mandanten. Und so finden die Wirtschaftsjuristen nun doch stärkeren Zugang in die Welt der internationalen Wirtschaftsberatungsunternehmen. Gern nimmt man Professional Support Lawyer, Projektjuristen und Vertrags- und Transaction Manager. Der Vielfalt der wohl klingenden Bezeichnungen sind hier kaum Grenzen gesetzt. Der Tätigkeit nach wie vor. Das liegt weniger am Können, als am Zulassen und am Vertrauen. Aber das ist hier wie überall im Universum, die Welt dreht sich schnell, aber wir selbst sind beharrlich in unseren Einstellungen und Vorurteilen. Was kann man tun?

Der Wirtschaftsjurist sollte sich fragen: Was habe ich, was er nicht hat?

Nach zwei Jahrzehnten ist es an der Zeit, die Sache einmal umzudrehen. Sich nicht zu rechtfertigen, dass man auch einen juristischen Studiengang belegt hat und sich nicht als halber Jurist degradieren zu lassen. Der Studiengang wurde für die Belange der Wirtschaft entwickelt. Das juristische Know how sollte in die Unternehmen getragen werden und der juristische Berater sollte wirtschaftliches Verständnis haben. Dass dies immer nach wie vor ein lohnendes Ziel ist, liegt auf der Hand. Es gibt tausende Absolventen, die an den verschiedensten Schnittstellen der Wirtschaft ihren Platz gefunden haben und seit vielen Jahren einen guten Job machen. Sie sollten davon erzählen, von den Hürden, die sie genommen haben, von den Chancen, die sich ihnen boten, von ihren Stärken und auch von den Schwächen der wirtschaftsjuristischen Studiengänge. Sie sollten den Studienanfängern und Absolventen mit ihren Erfahrungen Mut machen und die Sache auch noch etwas anschieben.

Gelegenheit dazu bietet der 1. Wirtschaftsjuristentag am 25.09.2015 in Recklinghausen.

Organisiert vom Fachbereich Wirtschaftsrecht der Westfälischen Hochschule sind zu dem Netzwerktreffen alle Absolventinnen und Absolventen interdisziplinärer wirtschaftsjuristischer Studiengänge aller Hochschul- und Abschlussarten herzlich eingeladen. Neben fachlichem Austausch und einigen Workshops geht es nicht zuletzt um das Proprium des Berufsbildes – man könnte auch sagen um das Selbstverständnis seiner Vertreter und die Wahrnehmung als Berufsgruppe.

„DAS PROPRIUM DER WIRTSCHAFTSJURISTEN. Es geht um die Frage, welche die kennzeichnenden Merkmale von Wirtschaftsjuristen sind, wodurch diese sich von Volljuristen unterscheiden und ob bzw. in welchem Maße sie eine eigene identifizierbare Berufsgruppe darstellen. In die Diskussion sollen neben konzeptionellen Überlegungen vor allem Erfahrungen der berufstätigen Wirtschaftsjuristen aus den unterschiedlichen Berufsfeldern einfließen, um möglichst zu einem gemeinsamen Verständnis des ‚Propriums‘ der Wirtschaftsjuristen zu gelangen.“ Zitat aus dem Programm

 Hier können Sie sich über das weitere Programm informieren und sich anmelden: Vielleicht treffen wir uns in Recklinghausen…

Xing-Gruppe ReNoPat

Logo Renopat 600
Die ReNoPat – ist eine Berufsgruppe von drei dualen Berufsbildern, die eigentlich vier sind. Sie umfasst die staatlich anerkannten, dualen Ausbildungsberufe der:
• Rechtsanwaltsfachangestellten
• Notarfachangestellten
• Patentanwaltsfachangestellten
• Rechtsanwaltsfach- und Notarfachangestellten
Während die Anwälte seit Jahren über Nachwuchsmangel klagen, spekulieren verschiedene Branchenvertreter bereits über die Zukunft der klassischen Anwaltsassistenz. Da weder Klagen noch Spekulationen das Nachwuchsproblem lösen, wurde diese Gruppe ins Leben gerufen. Mit ihr wurde auch das Logo geboren, es symbolisiert den Einklang der Berufe, die sich alle gemeinsam – und jede für sich – um den juristischen Berufsstand drehen.
Ziel der Gruppe ist es, das Interesse an dem Berufsbild zu wecken, Aktionen und Veranstaltungen zum Ausbildungsmarketing zu etablieren, die die Ausbildungssituation nachhaltig zu verbessern. Die Gruppe dient dem beruflichen, fachlichen und gegenseitigen Austausch von Ausbildern, Auszubildenden, Ausbildungsverantwortlichen und Interessen.
Als Moderatorin richte ich mich an alle Arbeitgeber im juristischen Bereich vom Einzelanwalt bis zur internationalen Wirtschaftskanzlei sowie an Verbände, Vereine und Unternehmen.
Die Gruppe ist offen für Schüler, Auszubildende, Studienabbrecher und alle, die wissen wollen, was denn eine ReNoPat macht.
Es ist Zufall, dass die Gruppe an einem grauen Siebenschläfer an den Start geht. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass Berlin heute Christopher Street Day feiert. Alles ist bunt in dieser Stadt.
In diesem Sinne ist jeder herzlich eingeladen, der offen und respektvoll auf andere Menschen zugeht.
xing LogoXing-Gruppe: ReNoPat-Nachwuchsförderung  Wir freuen uns auf Sie!

Neue ReNoPatAusbV

ReNoPatAbVHier muss ich gleich mit einer Abkürzung beginnen, denn die Verordnung über die vier (!) Monoberufe, kann man im Titel unmöglich ausschreiben, schon gar nicht, wenn man das AGG beachtet. Bloß gut, dass sich der zukünftige Auszubildende niemals die Gesetzesgrundlage seiner Ausbildung ansieht, sonst würde er womöglich bei der Aufzählung schon hinschmeißen. Aber wir haben Glück, die neue ReNoPatAbV findet man nur, wenn man überhaupt schon mitbekommen hat, dass es sie gibt. Als angehender Azubi ist es fast unmöglich davon Kenntnis zu erhalten. Berufssuchende Schüler informieren er sich auf Karrieremessen und Veranstaltungen, die von Hoch- und Fachhochschulen gemeinsam mit der IHK und der Handwerkskammer durchgeführt werden. Dass es eine Bundesrechtsanwaltskammer, eine Bundesnotarkammer und eine Bundespatentanwaltskammer gibt, das weiß ein angehender Azubi meist nicht. Allerdings machen die Kammern den Eindruck, als würde sie das nicht sonderlich interessieren. Nun könnte man meinen, das wäre ja auch eher Ländersache. Bei der RAK Berlin, um dies als Beispiel zu nennen, findet der interessierte Lehrling die Ausbildungsverordnung von 1987. Nun könnte man meinen, das wäre Sache der Berufsschule. Beim OSZ Recht und Wirtschaft Berlin, der Hans-Litten-Schule, wird auf der Startseite unter Neues u.a. auf die partielle Sonnenfinsternis verwiesen, ansonsten findet der Berliner Schulabgänger auch hier nur die 28 Jahre alte Ausbildungsverordnung. Aber es ist ja Sommer und bis zum Beginn der Ausbildung wird sich das schon geregelt haben.

Novellierung

Da hat man nun seit 2011 um die neue Verordnung der ReNoPat-Fachangestelltenausbildung gerungen, und nun scheint es niemanden zu interessieren. Selbst das Bundesinstitut für Berufsbildung BIBB, hängt im Netz noch bei der Novellierung fest. Dabei wurde alles schon 2014 im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und das sollte ja für jeden, der ausbilden will, verbindlich sein. Und da sind wir beim eigentlichen Problem: Nicht jeder, der ausbilden will, hat auch einen passenden Auszubildenden gefunden. Und das liegt nicht am demografischen Wandel und nicht an der Generation Y oder der mangelnden Ausbildungsfähigkeit. Das liegt daran, dass man das Interesse an einer Ausbildung nicht verordnen kann. Man war sich von verantwortlicher Stelle zwar sicher, dass mit der Modernisierung auch das Interesse an dem Berufsbild steigt und damit das Nachwuchsproblem gelöst wird, aber die Praxis sieht anders aus. Man kann als Gesetzgeber eben nur die Rahmenbedingungen festlegen. Wie dieser Rahmenlehrplan dann in den Ländern, in den Berufsschulen und vor allem in den Ausbildungsbetrieben umgesetzt wird, ist dann wiederum abzuwarten. Wenn Sie nicht abwarten wollten, dann können Sie den Rahmenlehrplan der ReNoPat-Berufe hier downloaden. 

„Die Länder übernehmen den Rahmenlehrplan unmittelbar oder setzen ihn in eigene Lehrpläne um. Im zweiten Fall achten sie darauf, dass die Vorgaben des Rahmenlehrplanes zur fachlichen und zeitlichen Abstimmung mit der jeweiligen Ausbildungsordnung erhalten bleiben.“ Kultusministerkonferenz

Die Neuerungen im Kurzüberblick finden Sie in einer Handreichung des BIBB zum downloaden. 

„Wie sich die Berufsschulen auf der Basis des neuen Rahmenlehrplans in Zukunft organisieren werden, bleibt jedoch abzuwarten.“ BIBB

Tabelle Lernfelder ReNoPat

Wenn Sie der Meinung sind, dass eine Verordnung zwar gut und richtig ist, aber nun wohl doch etwas für die Umsetzung und vor allem für die Nachwuchswerbung getan werden sollte, dann sind Sie hier richtig. Lesen Sie zur Einstimmung das aktuelle Interview mit Eva Engelken im Tellerrand – Blog

Wenn Sie nicht genug bekommen können, dann gibt es hier noch einen Nachschlag zur Nachwuchssicherung ⇒

 …und ab sofort  gibt es dazu auch eine eigene Xing-Gruppe.Logo Renopat 600

Kulturerfahrung im RBB

Kulturerfahrung im RBB – Radio Berlin Brandenburg

Am 05.06.2015 hat die IHK Berlin im Rahmen der Kampagne: Unternehmen mit Frauen an die Spitze zum Besuch des RBB eingeladen. Senatorin Dilek Kolat eröffnete die Veranstaltung zum Thema Diversity mit dem Satz: „Wir freuen uns auf die Veranstaltung Unternehmen an die Spitze“ und wurde vom IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder lachend darauf hingewiesen, dass sie doch die Frauen vergessen hätte. Vielleicht lag es ja daran, dass sie eigentlich von Frauen an der Spitze sprechen wollte, denn es ging letztlich darum, dass der Sender mit Dagmar Reim die erste weibliche Intendantin an der Spitze hat und dies bereits seit 2003. Die Veranstaltung bot Gelegenheit für eine Führung durch das historische Haus des Rundfunks in der Masurenallee, was natürlich schon aus architektonischen und technischen Gesichtspunkten ein Erlebnis war.

Aber wirklich faszinierend war für mich eine andere Art von Kultur – spürbare Unternehmenskultur. Ein freundliches Willkommen, was nicht an jeder Berliner Pförtnerloge selbstverständlich ist, eine kompetente Führung durch rbb-Mitarbeiter, die von Freude an der Arbeit berichteten, Offenheit für Fragen und eine selbstverständliche Fotoerlaubnis. Auf dem Weg durch das Haus und durch die Ton- und Aufnahmestudios begegneten mir freundlich grüßende und lächelnde MitarbeiterInnen. Laptop oder Skript in der Hand, drängten sie schnell an der Gruppe vorbei und machten dabei einen irritierend entspannten Eindruck, was umso bemerkenswerter ist, wenn man gerade erfahren hat, dass Studiozeiten in Sekunden getaktet werden. Aber es war nicht zu übersehen, hier arbeiten echte Menschen, die sich auch untereinander grüßen, die Tür aufhalten, wenn jemand einen Scheinwerfer in den Fahrstuhl schieben will und danke sagen.

Als ich den Ausführungen von Frau DagmarReim auf der Podiumsdiskussion aufmerksam und teilweise schmunzelnd lauschte, wurde mir klar, dass es an der Führung liegt, dass dieses Haus ein gutes Klima hat. Die Frau bringt das Unternehmen nicht nur an die Spitze, sondern die Sache auch auf den Punkt. Frauen sind kein Frauen- sondern ein gesellschaftliches Thema. Der Kulturwandel muss sich in den Köpfen vollziehen. Sie ist froh, dass sie im Sender die Gleichstellung auf gewaltfreiem Wege vollzogen und keine Männerdiskriminierung haben. Die Frau hat Humor und Biss.

An dieser Stelle musste ich daran denken, dass in der Kanzleiwelt gerade stark bedauert wird, dass bei der Mandatsvergabe den Unternehmen die Diversity in den Kanzleien ziemlich egal ist und man nicht danach fragt, ob und wie viele Partnerinnen denn an dem Mandat arbeiten werden. Mag wohl daran liegen, dass jeder für seinen Kulturwandel selbst sorgen muss und man Einstellungen, Ansichten und Verhalten weder ein- noch auslagern kann.

Wie prägend eine Führungspersönlichkeit für eine Unternehmenskultur sein kann, wurde mir umso mehr bewusst, als eine Mitarbeiterin des Senders beim Buffet zu mir sagte: „Ach, dass es jetzt sogar noch was zu futtern gibt, haben wir ihr auch zu verdanken. Wir haben schon alle Angst, wenn sie einmal in Rente geht…“

Man hofft, dass in der Zwischenzeit genug Frauen nachgewachsen sind und die dann auch (so wie sie damals) ermutigt werden, die Nachfolge anzutreten. Aber so ist das im Leben, nichts ist von Dauer und nichts kommt von allein.

Die Podiumsdiskussion wird am 04.07.2015 um 11.00 Uhr auf Inforadio gesendet und ist im Podcast des rbb zu hören.

Wenn Sie noch einmal Paternoster fahren wollen, dann bitte hier ganz vorsichtig einsteigen:

Alles Leben ist Risiko

Alles Leben ist Risiko
„Man soll nicht glauben, dass man ohne Risiko leben kann.“  

 

Und es wäre dazu auch noch sterbenslangweilig. Nicht, dass man nicht auf die großen Katastrophen im Leben verzichten könnte, aber sein Leben nur mit Belanglosigkeiten zu verbringen, die man posten, liken, twittern, hochladen oder auf Instagram einstellen kann, wäre doch Verschwendung – nein, es wäre Vergeudung von Lebenszeit. Dennoch ist Unsicherheit etwas, was der Mensch vermeiden, verhindern und am besten verbieten möchte. Am liebsten würden wir risikolos durchs Leben gehen, abgesichert gegen jegliche Eventualität. Dabei birgt Risiko die grandiose Chance sich zu beweisen, eine Hürde zu nehmen, eine Situation zu meistern, sich zu entwickeln und über sich hinaus zu wachsen. Aber es bleibt das Risiko, grandios zu scheitern. Wir wollen aber nicht versagen, das können wir uns in einer Zeit der permanenten, öffentlichen Selbstbespiegelung gar nicht leisten. Wir wollen doch stets zur vollsten Zufriedenheit der anderen agieren.

Bleibt die Frage, wer löst die Probleme?

Keine Problemlösung ohne Risiko, denn das Ergebnis ist immer offen. Unsere Erkenntnis ist nur Vermutung und so kann der Versuch auch schief gehen. Was ja eigentlich nicht schlimm ist, sondern der Suche nach Wahrheit dient. So kann man lange im Sinne von Sir Karl Raimund Popper philosophieren, um festzustellen: Leben ist Abenteuer, Leben ist Risiko.

Zum Glück gibt es viele Menschen, die das Risiko annehmen, die neugierig auf das Leben sind, die weiter kommen möchten und dafür etwas mehr riskieren als andere. Dass man nicht unbedingt Extremsportler sein muss oder einen besonders gefährlichen Beruf ausüben muss, um Risikosituationen zu meistern, zeigt ein aktuelles Kunstprojekt der Mhoch4 – Die Fernsehagentur GmbH und Co. KG. Menschen aus verschiedenen Berufen und mit unterschiedlichen Berufungen erzählen in den kurzen Filmbeiträgen über ihr ganz persönliches Risiko. Was bei einem Rennfahren und einem Auslandsjournalisten noch auf der Hand zu liegen scheint, macht einem bei einer Gourmetköchin und einem Cellisten schon neugierig. Und Neugierde ist das, was Menschen antreibt. Dazu kommen die eigenen Fähigkeiten,Urteilsvermögen und der Mut, Entscheidungen zu treffen – das Risiko einkalkuliert.

 

Notariate in Großkanzleien

Notariate in Großkanzleien

„Eine runde Sache“ titelte der JUVE Rechtsmarkt bereits in seiner Mai-Ausgabe 2014 und frohlockte ob der Renaissance der Notariate in den Großkanzleien. Ein erleichtertes Verfahren für die notarielle Fachprüfung, die Kopplung von Rechtberatung und notarieller Beurkundung bei internationalen Corporate-Mandaten, mehr Geld in der Kasse bei fremdsprachiger Beurkundung und ein sicheres Zubrot in wirtschaftlich schwierigen Zeiten lässt auch die angloamerikanischen Wirtschaftskanzleien wieder notariell aufrüsten. So weit so rund. Allerdings hat die Freude über die wachsenden Anforderungen der Mandanten in Bezug auf Qualität, Service und Sprache auch eine Kehrseite, die nur am Rande zu erahnen ist. „Die Großkanzleien haben jedoch den Vorteil größerer Personalressourcen, die es erlauben, komplexe Beurkundungen bei Bedarf schnell abzuwickeln.“  Der Vorteil wird allerdings nur wirksam, wenn das Personal tatsächlich da ist. Die, die bei Bedarf schnell abwickeln sind nicht die Amtsträger, sondern ihre Gehilfen. Der Berufsstand des Notars basiert ursprünglich tatsächlich auf dem lateinischen Wort notārius, was so viel wie Geschwindschreiber bedeutet, aber die Sache im Endeffekt nicht besser macht, wenn er die Geschwindigkeit  im Zuge des Massengeschäfts auf sein Personal umlegt.  Die helfenden Notarfachangestellten, wie sie seit 1995 offiziell heißen,  werden dafür weder adäquat aus- noch fortgebildet und werden auf der Homepage der Bundesnotarkammer auch nur in einem Nebensatz erwähnt.

„Die BNotK hat Maßnahmen zur Aus- und Fortbildung der Notarinnen und Notare zu ergreifen und Richtlinien für die Ausbildung der Hilfskräfte der Notare aufzustellen.“

Leider lernt man durch eine Richtlinie nicht das, was man zur Ausübung seines Berufes braucht. In Frankfurt am Main und Berlin werden ausnahmslos Fachkräfte mit fundierten Kenntnissen im gesellschaftrechtlichen- und immobilienrechtlichen Notariat gesucht, vorzugsweise mit mindestens drei Jahren einschlägiger Berufserfahrung. Gute Englischkenntnisse sind unabdingbar. Selbst wenn man in der ReNo-Ausbildung schon mal einen Erbschein, eine Eheurkunde oder Patientenverfügung gesehen hat, das ist in der Großkanzlei nicht gefragt. Leider fragt sich aber niemand wann, wo und wie sich die Berufseinsteiger das gesellschafts- und immobilienrechtliche Wissen und die notwendigen Erfahrungen aneignen können. Das Dumme ist, dass man das ja auch nicht zu Hause üben kann. Es sei dann, man verkauft zur Probe die Immobilie der Großeltern und die Firmenanteile des Ehepartners ins englischsprachige Ausland. Gerade in den Bundesländern mit Anwaltsnotariaten wurde die Ausbildung der Fachkräfte im Notariatsbereich seit Jahren ziemlich vernachlässigt. Aufgrund der geringen theoretischen Kenntnisse und mangelnden praktischen Erfahrungen trauen sich die Absolventen diesen Bereich selbst gar nicht zu und gehen lieber in die Anwaltsassistenz. Die Berliner Notare wissen das auch und wünschen sich am besten jemand, der im Nur-Notariat ausgebildet wurde. Aber das Wünschen ist ja das eine, das Hexen und Zaubern das andere. Da hilft es auch nicht, wenn man Hellsehen kann und schon 2014 wusste, dass die Sache nicht rund läuft. Der Notstand im Notariat wird weiter wachsen, daran wird leider auch die neue Ausbildungsverordnung nichts ändern…

Wenn Sie als Arbeitgeber gerade auf der Suche sind und sich fragen, was Sie denn tun können, dann kümmern Sie sich mit uns um die ReNoPat-Berufe:
  • Schalten Sie Ihre Stellenanzeige dort, wo die Berufsgruppe direkt angesprochen wird. ⇒zur Anscheigenschaltung
  • Inserieren Sie hier auch Ihren Ausbildungsplatz.
  • Lassen Sie sich persönlich zur neuen ReNoPat-Ausbildungsverordnung beraten. ⇒zum AusbildungsMarketing
  • Steuern Sie mit uns Ihr AusbildungsMarketing.

Nutzen Sie unser Informations- und Stellenportal für die juristische Assistenz und engagieren Sie sich mit uns für Ihren Nachwuchs. ⇒hier weiterlesen 


Für Bewerber:

Wenn Sie keine Ahnung haben, was ein Notar eigentlich macht, dann können wir auch das erklären: ⇒Wir machen Berufsorientierung.

 

Wirtschaftsjurist oder Wirtschaftsanwalt – wer kennt den Unterschied?

Wirtschaftsjurist oder Wirtschaftsanwalt
„Alles aus einer Hand – Wirtschaftsjuristen sind Allrounder-Allround-Talente. Im Idealfall sind Wirtschaftsanwälte nicht nur exzellente Juristen, sondern auch vertrauensvolle Berater, ernst zu nehmende Gesprächspartner…“ 

Wirtschaftsjurist oder Wirtschaftsanwalt – wer kennt den Unterschied?

Wie hier im Karriereführer Recht 1.2013 werden Wirtschaftsjuristen und Wirtschaftsanwälte gern mal in einen Topf geworfen. Und dann heißt es im Bewerbungsprozedere für den Wirtschaftsjuristen auf einmal: Halt, bis hier und nicht weiter! Die Sache erklärt sich, wenn man den Karrieresatz zu Ende liest: „Wirtschaftsanwälte sind nicht nur exzellente Juristen, sondern auch vertrauensvolle Berater.“ Nicht, dass Wirtschaftsjuristen nicht ebenso exzellent und vertrauenswürdig wären, sie sind einfach keine Berater. Punkt! Da dies kein Mangel, sondern eine Frage der Zulassung ist, ist es nützlich, sich einmal grundlegend damit auseinanderzusetzen und zwar nicht nur sprachlich, sondern in Sinne des anwaltlichen Berufsrechts.

Jeder Anwalt ist Jurist, aber nicht jeder Jurist ist Anwalt. Insbesondere ist der Wirtschaftsjurist kein Wirtschaftsanwalt, denn egal ob er sein juristisches Studium mit Diplom, Bachelor, Master oder auch Magister abgeschlossen hat, er ist kein Volljurist und kann die Zulassung zur anwaltlichen Beratung nicht erlangen. Es sei denn, er legt, so wie der Volljurist, die erste juristische Prüfung ab, begibt sich zwei Jahre in den juristischen Vorbereitungsdienst, um dann das zweite juristische Staatsexamen abzulegen und  damit die Befähigung zum Richteramt zu erlangen. Wenn Sie sich jetzt gerade fragen, was denn das Richteramt hier zu suchen hat, es geht doch um die Wirtschaft, dann kann ich nur sagen: isso. Das ist der juristischen Ausbildung in Deutschland geschuldet. Wirtschaft hin oder her, geprüft wird für den Staatsdienst. Somit ist es auch verständlich, dass der Associate einer Wirtschaftskanzlei zusätzlich einen MBA Abschluss anstrebt und sich dann zuweilen stolz Wirtschaftsjurist nennt. Nun hat er das, was auch der Wirtschaftsjurist vorweisen kann, eine  juristische und eine wirtschaftliche Ausbildung. Aber eigentlich deklassiert er sich mit der Bezeichnung Wirtschaftsjurist, denn er hat ja eine Anwaltszulassung – er ist Rechts- und Wirtschaftsanwalt und hat damit das Privileg der anwaltlichen Beratung. Trotzdem bezeichnet sich der Wirtschaftsanwalt seinen Mandanten gegenüber auch gern als Wirtschaftsjurist, obwohl er  selbst nicht in der Wirtschaft, sondern in einer Wirtschaftskanzlei tätig ist. Wenn er dann einmal die Seite wechselt und sich in einem Unternehmen anstellen lässt, dann ist er nicht mehr Wirtschaftsjurist, dann ist er Syndikus. Und der Wirtschaftsjurist? Der ist innerhalb der Rechtsabteilung kein Syndikus, sondern Justitiar, angestellter Jurist ohne Zulassung. Wenn Sie jetzt schlussfolgern, dass alle Juristen im Unternehmen, bis auf den Syndikus, wohl Wirtschaftsjuristen sind, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Die Justiziare sind meist Volljuristen, also die mit den beiden Examen, dem Referendariat und der Befähigung zum Richteramt. Warum? Isso. Das ist zum Teil der (Un-)Kenntnis über die juristische Ausbildung in Deutschland geschuldet.

Einige Argumente von suchenden Unternehmen:

„Wir suchen generell nur Volljuristen.“

„Unsere Mitbewerber in der Branche suchen auch Volljuristen, da haben wir mal die Anzeige kopiert.“

„Wir wollen da schon sicher sein und suchen lieber einen Volljuristen.“

„Wir haben die Stellenanzeige von vor drei Jahren genommen.“

„Wir haben noch nie eine juristische Stelle besetzt, aber der Geschäftsführer wünscht sich einen Volljuristen.“

„Wirtschaftsjuristen, was machen die genau? Der Studiengang ist ja noch ziemlich neu…“

Nun, ganz so neu ist der Wirtschaftsjurist auch nicht mehr. Die Westfälische Hochschule war eine der ersten, die den Studiengang Wirtschaftsrecht ins Leben gerufen hat, sie feiert im Herbst 2015 das 20. Jubiläum und fragt sich, welche Chancen die Absolventen in der Zwischenzeit haben. Wenn Sie sich als Wirtschaftsjurist nun fragen, wie Sie denn einen Fuß in die Tür bekommen ohne die rote Karte der Zulassung zu sehen, dann kann ich Ihnen nur raten, nehmen Sie die Anzeigen, in denen ein Wirtschaftsjurist mit zwei überdurchschnittlichen Examen gesucht wird, nicht zu ernst. Bewerben Sie sich und zeigen Sie, was Sie können. Vielleicht kommt Ihnen ja das aktuelle Hickhack zum Status des Syndikus sogar zugute. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann fragen Sie uns nach einem speziellen Bewerbungstraining für Wirtschaftsjuristen und senden Sie uns Ihre Initiativbewerbung.

Allen, die eine juristische Position zu besetzen haben, stehen wir sehr gern beratend und vermittelnd zur Seite. Der Wirtschaftsjurist in Kanzlei und Rechtsabteilung  ⇒ hier weiterlesen