Articles Written By: Marion Proft

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Marion Proft - Ihre Begleiterin durch das Universum der juristischen Berufe.

Voice over IP – halten Sie ihr Handy bereit!

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Bevor Sie in die digitale Telefonie starten, sollten Sie diese Vorkehrungen treffen:

  • halten Sie ein funktionierendes Handy bereit
  • buchen Sie eine mobile Telefon- und Datenflatrate
  • nehmen Sie mindestens eine Woche Urlaub
  • bleiben Sie zu Hause und schauen Sie ab und zu aus dem Fenster
  • rechnen Sie mit dem Schlimmsten

Am Anfang der Digitalisierung steht die Datenleitung – und die sollte schnell, sicher und stabil sein. Das ist allerdings für einen übergroßen Telekommunikationsanbieter eine sehr große Herausforderung. Also nicht hinsichtlich der Werbung, das klappt alles wunderbar im pinkfarbenen Konzern-Corporate-Identity. Auch die Callcenter-Marketing-Mitarbeiterin beherrscht die hohe Stimmlage der unschlagbaren Angebote und sie weiß sogar, dass sie einen Mitschnitt von ihrem Akquise-Telefonat aufzeichnen muss.

„Voice over Ip ist die Zukunft! Verabschieden sie sich rechtzeitig von ihrem analogen Anschluss. Bis 2018 haben wir alles auf digitale Telefonie umgestellt, spätestens dann müssen sie…“

Ja, ich habe verstanden, was bleibt mir denn als Kunde übrig? Sie versöhnte mich mit dem Versprechen einer schnellen Datenleitung und der Voraussage, dass ich dann für die Zukunft bestens aufgestellt sei. Dabei bin schon längst bestens aufgestellt, habe sogar schon den passenden Router, die Fritz!Box 7940. (Seit August 2016 gelten die Bestimmungen des Telekommunikationsendgerätegesetzes zur sogenannten Routerfreiheit) Ich wäre digital empfangsbereit. Was mir fehlt, ist ein funktionierender DSL-Anschluss. Die total einfache Umstellung von ISDN auf Voice over IP, bei der ich nichts machen muss (und auch nicht kann!) außer warten, ist dem Mitarbeiter von der Technik nach eigener Aussage „leider nicht so gut gelungen.“ Ich warte nun seit 8 Tagen! Ich habe weder Internet noch Festnetz. Was aber super funktioniert, ist das Marketing. Auf meinem funktionierenden Handy (Nie war es so wertvoll wie heute!) kommen Statusmeldungen zu Auftragsannahme und Auftragsabschluss und das am gleichen Tag. Nein, der Auftrag wurde nicht ausgeführt, was ich natürlich nicht mitteilen kann, denn die Antwortfunktion ist gesperrt. Sind schon clever, diese Telekommunikationstechniker. Da ruft auch keiner mal an und fragt, ob es dann funktioniert. Gut, geht ja auch nicht, ist ja gestört. Also, ich als Kunde melde dann eine Störung. Man prüft und meldet sich – nicht.

Mein geliebtes Handy ist nun seit einer Woche meine einzige Verbindung zur Außenwelt. Wie sehr ich vom WLAN abhängig bin, merke ich jetzt erst. Für den Drucker musste ich extra ein Kabel aus der „Kiste für veraltete Technik“ suchen, meine Musikanlage sucht verzweifelt den input und wenn ich mein Smart-TV einschalte, muss ich jetzt den TV-Button drücken. Ob ich Netflix schon mal vorsorglich für 2 bis 3 Monate kündige? Wer weiß, wann die Telekom mich wieder am digitalen Leben teilhaben lässt? Mein Datenvolumen für mein iPhone  und iPad war schon nach zwei Störungstagen restlos verbraucht. Ich habe im Telekom-Shop einen Surfstick bekommen. Nach 4 Unterschriften auf 8 ausgedruckten Blättern, inklusive Personlausweisnummer, IBAN und Schufa, habe ich innerhalb einer knappen Stunde diese digitale Leihgabe erhalten, mit dem Versprechen es bleibt kostenlos und dem Nachsatz: „das gibt es aber für jeden Kunden nur ein Mal.“

Gestern war nun der Techniker vor Ort, Tag 7 der Störungsmeldung. Er sendete aber nur eine Sprachnachricht auf mein Handy, dass er mein Klingelschild nicht finden kann und nun wieder abfährt. Sollte ich nun trotzdem noch eine Störung haben, sollte ich die Servicenummer der Telekom anrufen.Ich frage mich gerade, wer hier gestört ist?

„Sie werden mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden – aktuelle Wartezeit 19 Minuten.“

Vorsorglich richte ich mal die Anklopffunktion auf meinem Smartphone ein, falls mich irgendjemand telefonisch erreichen möchte. Schließlich ist seit 8 Tagen mein Geschäftsanschluss nicht erreichbar. Der Techniker konnte mich übrigens nicht finden, weil ich in einem Eckhaus wohne und der Anschluss im Keller des Nachbarhauses liegt. Ja, da wohne ich nicht, ich habe eine schöne helle Wohnung im zweiten Stock  – mit Klingel, aber egal.

„Sie werden mit dem nächsten freien Mitarbeiter verbunden – aktuelle Wartezeit 15 Minuten.“

Gut, am Ende waren es 25 Minuten, aber ich hatte  einen menschlichen Berater an der Leitung. Ich habe ihn gezwungen, nun endlich eine Rufumleitung auf mein Handy einzurichten. Kostenlos, wenn ich bitten darf. Dabei ist ihm aufgefallen, dass die geschäftlichen Rufnummern gar nicht mehr im System sind. Die sind bei der nicht gelungenen Umstellung irgendwo auf der digitalen Datenautobahn unter die Räder gekommen. Ich könnte die Nummern aber neu beantragen: 12,50 netto pro Nummer. Er würde dann aber für mich eine Rückbuchung beantragen. Wie entgegenkommend. Morgen, Tag 9 des totalen Netzausfalls, will nun wieder ein Techniker vor Ort vorbei schauen. „Denn da ist irgendwas kaputt gegangen.“

Kompetenz beginnt mit der Sprache, aber da die Kunden ja auf die Digitalisierung überhaupt nicht vorbereitet sind, muss man als Fachkraft mit ganz einfachen Worten sprechen. Ich werde vom Fenster aus winken, damit er mich diesmal findet. Wenn alles gut wird, dann bin ich ab Samstag für meine Kunden wieder erreichbar. Ich werde den Ausfall nacharbeiten, schließlich wurde mir eine  super schnelle Datenleitung versprochen. Damit kann ich die 9 Tage locker wieder reinholen.

Nachtrag 

Gestern rief ein aufgeregter Telekommitarbeiter auf meinem Handy an, er hätte eine Störungsmeldung, ob ich denn nicht vor Ort wäre? Ich hatte vorsichtshalber einen Zettel am Nachbarhaus angebracht. Er wurde wieder zur falschen Adresse geschickt. Inzwischen habe ich wieder Internet, sogar so schnell wie versprochen. Nur meine Telefonnummern kann er mir nicht wieder geben. Ich solle noch mal anrufen, aber erst am Mittwoch, denn „heute ist ja Freitag und nachmittags ist schlecht.“ Es war 13.30 Uhr und Montag ist Feiertag. Ungehorsam und aufsässig wie ich bin, rief ich noch drei mal die Servicehotline an und brachte in Erfahrung, dass die Umstellung auf Voice over IP ein Neuauftrag ist und ich damit rechnen musste, eine neue Nummer zu bekommen. Dass man mir das im Vertrieb nicht gesagt hat, ist natürlich nicht schön. Wenn ich mich beschweren möchte, dann sollte ich eine E-Mail an: info@telekom.de senden.

Samstag früh meldete sich der Kundenservice, natürlich nur per SMS. img_3475img_3476img_3477

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Telekom hat meine Rufnummer gefunden!

Am Dienstag klingelte mein Handy. „Hier ist Ihre Telekom, ich hab Ihre Rufnummern gefunden. Ich habe mich für sie mächtig ins Zeug gelegt. Morgen werden die Nummern wieder freigeschaltet. Die Kosten bekommen sie erstattet, wenn die Mitarbeiterin wieder aus dem Urlaub zurück ist.“

Mein Dank gilt dem beherzten Telekom-Mitarbeiter, der mit persönlichem Einsatz den Ruf der Telekom wieder gerade gerückt hat. Alles wird gut!

 

Sie erreichen mich ab sofort wieder unter: 030.62 2059 21

Kanzleiorganisation – Wie die ReFa den Mandanten gewinnt

Bewerbung
Wie die Rechtsanwaltsfachangestellte Mandanten gewinnt

Ein Verkehrsrechtsfall ist in der heutigen Zeit nichts Außergewöhnliches. Findet man als Kfz-Besitzer allerdings am Freitagabend einen gelben Briefumschlag vom Amtsgericht im Briefkasten, sorgt das schon für einiges Unbehagen und verdirbt dem Beklagten irgendwie das Wochenende. Frist: 7 Tage.

Ich brauche einen Anwalt!

Der erste Blick ins Internet zeigt, dass das Verkehrsrecht in der Hauptstadt sehr gefragt und wohl auch lukrativ ist. Wer am Großstadtverkehr teilnimmt, hat sicher auch eine Verkehrsrechtsschutzversicherung und kann sich einen Rechtsbeistand leisten. Jedenfalls gibt es sehr, sehr viele Fachanwälte für Verkehrsrecht, auch in meiner Nähe. Aber ist der Standort überhaupt wichtig?

Wie finde ich den richtigen Anwalt?

Zugegeben, die Webseiten der Verkehrsrechtskanzleien sind jetzt auf den ersten und auch auf den zweiten Blick oft alles andere als ansprechend und vertrauenerweckend. Was vielleicht auch darauf hindeutet, dass sich der Anwalt eher um seine Mandate als um sein Marketing bemüht? Dies ist zumindest aus meiner aktuellen Sicht sehr vernünftig. Für mich zählt in diesem Fall seine Fachkompetenz, nicht sein Marketing.

Wem kann ich vertrauen?

Ich kann neuerdings, der Digitalisierung sei Dank, auf einem der zahlreichen Anwaltsuchportale nach einem Rechtsbeistand suchen. Zur Probe nehme das mit dem einfachsten Namen: www.anwalt.de. Es werden 437 Berliner Kanzleien für Verkehrsrecht angezeigt, was die Qual der Wahl gefühlt noch verstärkt. Die hinterlegten Kanzleiprofile erinnern mich an die Kanzleiwebseiten. Auch die persönlichen Bewertungen sind, abgesehen von der offensichtlichen (Recht-) schreibschwäche einiger Mandanten, für mich wenig hilfreich. Netter Anwalt und krass kompopent. Darauf will ich mich nicht verlassen.

Ich komme auf Empfehlung.

Ich greife zum Telefon und rufe einen Freund an. Verkehrsrecht? Ich schicke dir einen Link. Rufe dort Montag früh an, mein Bruder wurde dort schon öfter behandelt… Er lacht in sein Handy.

Gern sende ich ihnen die Vollmacht

Am Montagmorgen um 9.05 Uhr rufe ich in der Kanzlei an. Die ReFa meldet sich mit Ihrem vollständigen Namen und einem freundlichen Guten Morgen. Ich erwähne die Frist und sie antwortet: Das läuft hier bei uns, wir können auch Verlängerung beantragen. Geben Sie mir das Aktenzeichen. Als ich dann noch das Kfz-Kennzeichen erwähne, sagt sie: Ach, ein VW-Passat. Ja, antworte ich erstaunt. Als neue Mandantin brauche ich noch ihre Daten und dann verbinde ich sie mit dem Anwalt. Übrigens wir arbeiten mit der E-Akte und können alles über ihre E-Mail-Adresse abwickeln. Ich sende ihnen die Vollmacht und sie senden mir die vorliegenden Unterlagen. Sie brauchen sich jetzt keine Sorgen mehr machen. Im nächsten Moment begrüßt mich der Anwalt mit der Frage: Sie sind noch keine Mandantin, von wem kommen sie? Ich sage ihm den Namen und denke: Eigentlich bekommen sie das Mandat, weil das jetzt hier am Montagmorgen so gut geklappt hat.

Bedanken auch Sie sich bei Ihrer freundlichen, kompetenten und gut organisierten Rechtsanwaltsfachangestellten.

Zukunft denken: loslassen – fliegen – ankommen

Berufliches Einzelcoaching AVGS

Ein Zukunftskongress ist im Vergleich zu anderen Tagungen, auf denen man sich zu vergangenen Themen und gegenwärtigen Problemen verständigt, eine entspannte und beflügelnde Sache. Einem werden keine Regeln, Schuldzuweisungen und Ist-so-Stakkatos lustlos vorgetragen, sondern es werden Ideen, Inspirationen, Visionen, Möglichkeiten und Chancen eröffnet. Man spürt Begeisterung, Enthusiasmus, Gründerspirit und Energie. Aber ein Zukunftskongress dauert nur zwei Tage, zwei Tage weit weg vom eigenen Büro und dem Tagesgeschäft –  in netter Atmosphäre, bester Gesellschaft und launiger Stimmung. Und danach?

Die Zukunft ist vor der Tür

Das Grau holt den ein oder anderen schnell wieder ein. Das ist ja alles ganz nett, das mit dieser Zukunft, aber wir hier an der Basis müssen erst mal unsere Arbeit erledigen, uns um die Mandanten kümmern und die Fälle bearbeiten. Und schon geht die Zukunftstür leise wieder zu. Die Zukunft macht auch Angst, Veränderung ist anstrengend und birgt immer auch ein Risiko. Außerdem ist die Zukunft ja auch nicht zu Ende gedacht. Wenn man sie einfach so installieren könnte, wie eine von diesen neuen Kanzleisoftwareversionen, die Dokumente und selbst Fundstellen erkennen, systematisieren und speichern, dann könnte man überlegen, ob man die Zukunft nicht einfach in der Kanzlei installiert. Stecker rein und fertig, möglichst mit Garantie und Rückgaberecht bei Nichtgefallen. Sicher eine Frage des Preises, aber unter diesen Voraussetzungen würde man sich die Zukunft auch was kosten lassen. Aber davon war auf dem Kongress keine Rede.

Zukunft denken lernen

Und die zwei Tage waren auch viel zu kurz, um Zukunftsdenken zu lernen, um zu üben, seine Gedanken fliegen zu lassen – wie einen Ballon. Denn um zu fliegen, muss man zunächst Ballast abwerfen: Gewohnheit, Trägheit, Abhängigkeit und Angst. Und dann muss man ein Feuer entfachen, damit der Ballon, gefüllt mit Wünschen, Ideen und Vorstellungen, auch aufsteigen kann. Das Feuer muss man unter Kontrolle halten, denn gepuscht von der jubelnden Menge kann man schnell zu viel Fahrt aufnehmen und am nächsten Hindernis zerschellen. Man braucht ein Ziel. Die Zukunft ist kein Ziel, je nachdem, wie Sie selbst Zukunft denken und gestalten, wird sie aussehen – Ihre ganz persönliche Zukunft.

Aber man kann  nicht allein in die Zukunft reisen, man muss die anderen mitnehmen. Auch die, die nicht auf dem Zukunftskongress waren und die ganze Aufbruchsstimmung vielleicht gar nicht verstehen und einfach als heiße Lust abtun. Was bleibt nach dem Kongress von Zukunft? Wie können Sie das Feuer weiter brennen lassen und den frischen Wind in den Alltag bringen? Gehen Sie vor die Tür, entfesseln Sie Ihre Vorstellungskraft und stellen Sie Fragen.

Zukunft? Fragen, nichts als Fragen:

  • Was erwarte ich von der Zukunft?
  • Was ist möglich, was ist machbar, was ist überhaupt gewollt?
  • Soll ich schneller werden oder besser?
  • Was erwartet der Mandant?
  • Was macht mein Wettbewerber in der Zukunft?
  • Soll ich abwarten, mitmachen oder eher voranpreschen?
  • Wer wird mich in die Zukunft begleiten?
  • Heißt meine Assistentin in der Zukunft Cloudia oder beA?
  • Ist Leverton mein neuer Associate?
  • Wird das Richteramt am Ende schneller digitalisiert als der Anwaltsberuf?
  • Sollte ich mich doch lieber auf die Gegenwart konzentrieren, um die Zukunft zu erleben?

Die Liste ist beliebig erweiterbar. Legen Sie sich in die Sonne und lassen Sie Ihre Gedanken fliegen.

Frauen auf dem Anwaltszukunftskongress?

Anwaltszukunftskongress 2017

Warum waren so wenig Frauen auf dem Anwaltszukunftskongress in Köln? Vielleicht ließ die Erinnerung an die attraktive ntv Moderatorin oder an die fehlende Tanzpartnerin bei der Abendveranstaltung auf dem Anwaltszukunftskongress im nachhinein bei dem ein oder anderen Teilnehmer doch noch die Frage aufkommen:

Warum waren so wenig Frauen auf dem Kongress zu sehen und vor allem zu hören?

Auch ohne digitales Analysetool kann man leicht feststellen, dass es wenig Frauen in technischen Berufen gibt, zu wenig Frauen in der Softwarebranche, ganz wenig weibliche Gründerinnen, vor allem im Legal-Tech-Bereich und viel zu wenig weibliche Führungskräfte und Partnerinnen in Anwaltskanzleien. Da war es doch leicht vorherzusagen, dass man nur wenigen Frauen auf dieser Veranstaltung begegnen würde.

Die AnwenderInnen der digitalen Lösungen

Es sei denn, der ein oder andere Kanzleieigner hätte seine Rechtsanwaltsfachangestellte oder die Rechtsfachwirtin seiner Kanzlei nach Köln eingeladen. Das wäre ja zumindest bei den Themen Kanzleiorganisation, digitale Spracherkennung, Arbeiten in der Cloud und mit beA sicher ganz hilfreich gewesen. Als tägliche Anwenderin kennt sich die Fachkraft mit den Softwarelösungen rund um Posteingang und Dokumentenmanagement nämlich bestens aus. Sie  weiß sehr genau, was sich bei der Mandatsbearbeitung durch technische Lösungen schneller, standesrechtlich sicher und kostengünstig erledigen lässt oder eben auch nicht. Sie hätte die Gelegenheit nutzen können, um sich von Anbietern wie z.B. ReNoStar und DATEV schon einmal demonstrieren zu lassen, was sie bei der Softwareeinführung der nächsten Generation alles lernen muss. Aber dafür gibt es ja dann sicher andere Gelegenheiten, die von der Kanzlei extra für die ReFa gebucht werden. Das dann allerdings möglichst nach Feierabend, denn zu den Bürozeiten ist sie in der Kanzlei unverzichtbar. Und auch nur deshalb durfte sie nicht mit, zum Zukunftskongress. Schließlich war die Personalsituation in der Assistenz schon in der Vergangenheit eine Katastrophe.

Ob Sie eine Assistenz haben…oder eben nicht!

In diesem Zusammenhang sollte man sich einmal die Frage stellen, ob sich durch die Digitalisierung, durch Legal-Tech und Künstliche Intelligenz etwas an dieser Problematik ändern könnte. Sicher sind die Diktier-, Sprach- und Schrifterkennungstools bereits auf einem sehr hohen Niveau und ein echtes Zeit- und Ressourcenpotential, nicht zuletzt für die Assistenz selbst. Aber machen wir uns nichts vor, auch die beste Kanzleisoftware muss bedient werden. Dass die ReFa dem Anwalt schnell noch beibringt, wie er seine RVG-Abrechnung macht und die Kostennote schreibt, bevor er sie (aufgrund Digitalisierung) entlässt, ist keine Zukunftsmusik, sondern reine Utopie. Der Kongress hat eher den Eindruck erweckt, dass das Anwaltsgeschäft schneller und einfacher standardisiert wird, als die Aufgaben der Fachassistenz. Annähernd 300.000 Assistenzkräfte arbeiten für die deutsche Anwaltschaft. Die Ausbildungsordnung für die ReNoPat wurde vor zwei Jahren grundlegend überarbeitet. Leider wurde sie nur der Gegenwart angepasst und nicht auf die Zukunft ausgerichtet.

Anwaltszukunftskongress 2016

Erster Anwaltszukunftskongress 2016 Köln

Erster Anwaltszukunftskongress September 2016 in Köln

Anwälte blicken nicht mehr nur über den Tellerrand, sondern auch in die Zukunft.

Der Blick in die Zukunft ist einigen Berufsgruppen schon aufgrund ihrer Profession nicht gegeben, umso erfreulicher, dass nun auch die deutschen Rechtsanwälte nicht nur über den eigenen Tellerrand, sondern gemeinsam in die Zukunft blicken, wenn auch oft begleitet von einem leichten Kopfschütteln. Verständlich, denn dieser Anstoß zur gemeinsamen Zukunftsschau kam (noch) nicht aus der eigenen anwaltlichen Selbstverwaltung, dafür haben zwei der großen Servicedienstleister der Anwaltschaft die Sache beherzt in ihre professionellen Hände genommen. Die Wolters Kluwer Deutschland GmbH – einer der führenden Wissens- und Informationsdienstleister in den Bereichen Recht, Wirtschaft und Steuern – und die Hans Soldan GmbH – der führende Anbieter für Kanzleibedarf, Fachmedien und Bürodienstleistungen für Anwälte, Notare, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer in Deutschland – haben gemeinsam am 2. und 3. September den 1. Anwaltszukunftskongress in Köln ausgerichtet.

Der Anwaltszukunftskongress- ein gelungener Event

Um es an dieser Stelle vorweg zu nehmen, es war ein gelungener Event, der in  jedem Fall fortgeführt werden sollte. Ob es dann, wie fast alles in unserer Zeit, noch einmal größer, besser und schneller werden sollte? Eher nicht. Die Größe, mit 360 Teilnehmern in dem gut gefüllten und eng bestuhlten Kongresszentrum des Hotels Marriott in Köln, bot gerade noch Gelegenheit zu einem persönlichen Kennenlernen und Gedankenaustausch bei Kaffee, Snack oder Lunch. Besser machen kann man solch eine Veranstaltung kaum, es war informativ, aufrüttelnd und unterhaltsam, was schon die Auswahl der Referenten auf der Agenda versprach. Vom Justizminister von NRW, Thomas Kutschaty, über Prof. Dr. Roland Vogel der Stanford Law School  und  dem Mathematikprofessor Dr. Gunter Dueck, der als lockerer Business Engel aufmunterte, bis zu Extremsportler und Berufsmotivator Joey Kelly, um nur einige der Hochkaräter zu nennen, gab es eine bunte Palette von Ein- und Ausblicken in Visionen und Zukunftsthemen, die man anderenorts sogar schon gestaltet hat. Die Teilnehmer waren neugierig, interessiert und begeisterungsfähig. Ein schönes Bild für die Anwaltschaft, dies wünscht man sich öfter. Schneller sollte es auch nicht werden, die beiden Tage waren gut gefüllt, wie auch der Kopf. Insofern hat der abendliche Cocktail dann auch endlich die Gedanken zwischen Legal-Tech und Zukunftsangst etwas ruhen oder bei manchem auch kreisen lassen.

Die Zukunft bringt nichts – wir müssen sie gestalten

Aber der Blick in die Zukunft ist ja bekanntlich auch nicht ohne Risiko. Schließlich kann es passieren, dass man plötzlich erkennt, dass das, was man in der Ferne zu sehen glaubt, gar nicht die Zukunft ist, sondern die Gegenwart. Es kann sein, dass man aufwacht und merkt, dass man an altem, längst Vergangenem festhält und längst eher in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebt. Und es ist nicht nur die Technik, die sich gravierend verändert hat. Wenn auch die Präsentationen der neuen Versionen der Kanzleisoftware- und Cloudlösungen, der Sprach- und Stimmerkennung und der Legal-Tech-Portale am Rande des Kongresses beeindruckend waren, das ist nur Technik, das kann man alles lernen und beherrschen. Was aber wirklich besorgniserregend ist, ist die Feststellung, dass sich offensichtlich auch die Menschen verändert haben. Wenn Recruiting auch nur eine Nebenrolle auf dem Anwaltszukunftskongress spielte, hier war die Unsicherheit, was uns da noch bevor steht oder wer in Zukunft vor unserer Tür steht, am deutlichsten zu spüren. Die Generation Y gibt es wirklich, so die Feststellung der ntv – Moderatorin Rommy Arndt, die charmant durch den Kongress führte. Auch wenn diese Generation Y schon zu Z mutiert, sie diktiert die Zukunft. Da würde sich so manche Kanzlei wohl eher mit „Watson“ anfreunden, als mit einem unangepassten Nachwuchskandidaten. Insofern hat künstliche Intelligenz auch einen Vorteil: Man kann sie füttern und die frisst einem aus der Hand. Noch jedenfalls.

Zukunft beginnt mit Gedankenaustausch

Bei allem Unmut über die junge Generation, mit ihrem Anspruch an Sinnhaftigkeit nebst Selbstbestimmung mit Freizeitausgleich, dürfen wir nicht übersehen, dass sie die Zukunft gestalten wird, während wir oft noch warten, dass die Zukunft kommt und auch noch etwas bringt. Dass die Jugend damit bereits begonnen hat, zeigten die Legal-Tech Gründer auf dem Anwaltszukunftskongress in Köln auf lockere Weise. Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt zu einem gemeinsamen Diskurs zwischen Anwaltszunft, Technikfreak und IT-Nerd, zwischen jungen und erfahren Menschen, zwischen Plattformberatung und Berufsrecht. Hier gibt es noch viel zu diskutieren – nicht erst in der Zukunft. Die nächste Gelegenheit bietet der Deutsche Anwaltstag 2017 in Essen zum Thema Digitalisierung.

LTO-Sonderveröffentlichung- Die neuen Juristen – zum Download

 

Digitalisierung auf der Parkbank

Digitalisierung auf der Parkbank
Die Digitalisierung sitzt in Deutschland auf der Parkbank.

Herr Günther Oettinger, der EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, liest Zeitung, die mit der Druckerschwärze. Insofern war sein Einstieg über die Erfindung des Buchdrucks, bei seiner gestrigen Rede vor dem deutschen Mittelstand, zum Thema Digitalisierung nachzuvollziehen. Er wollte den über 3000 Unternehmern beim Jahresempfang des BVMW auch nur die Angst vor der digitalen Revolution nehmen und schob dann auch gleich noch die Dampfmaschine hinterher. Hat doch viel Gutes gebracht, die Maschine auf Rädern. Na, wem sagt er das, in dem Land der Automobilbauer. Aber nun, da Apple ein Auto bauen will, verdunkelte sich seine Mine und er entspann ein Horrorszenario, vom untergehenden deutschen Automobil bis zu einem mit dem Apfellogo tätowierten Kind. Entspannter wurde er erst, als er von seiner 90-jährigen Mutter berichtete, die früher auf der Parkbank saß (wahrscheinlich Zeitung lesend) und nun wöchentlich 150 Euro von der Volksbank abholt, wegen der sozialen Kontakte. Richtig, denn letztlich ist eine 12-spurige Datenautobahn viel zu gefährlich für betagte Leute. In anderen Ländern, zum Beispiel Estland, wäre Herr Oettinger mit seiner Mutter sicher auf Facebook befreundet und bekäme die Höhe seines Erbteils von der Volksbank getwittert.

Wie Digitalisierung wirklich geht, davon  berichtete anschaulich, beispielhaft und ansehnlich, der jüngste Staatschef Europas, Ministerpräsident Estlands, Taavi Rõivas. Er hatte den Vorteil, dass er in puncto Digitalisierung nicht von der Zukunft sondern von der Vergangenheit und der Gegenwart berichten konnte. In Estland hat man mit der digitalen Unterschrift für jeden (unabhängig ob estnischer Einwohner oder nicht) den digitalen Staatsbürger geschaffen. Durch den großen Saal im Berliner Hotel Maritim ging ein Raunen. Beifall und Kopfnicken begleiteten seine Ausführungen zur Einfachheit des Steuersystems, zur Gewerbeanmeldung in 20 Minuten und der Steuererklärung ohne Steuerberater, alles online in weniger als einer halben Stunde. „Das wollen wir auch.“ war zuhören.

Aber nachdem anschließend der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Gerd Müller, MdB,  von Datenschutz, Unabhängigkeit und Geschäftsgeheimnissen sprach, legte sich bei dem ein oder anderen die Euphorie. Es würde schon eine  Menge an Kreativität und Erfindergeist in diesem Land verloren gehen, wenn die Bürger und Unternehmer ihre Steuererklärungen ohne Steuerberater einreichen würden. Mit der Digitalisierung ist es genau wie mit den anderen Dingen im Leben.

„Wer das eine will, muss das andere mögen.“

P.S. Aber eins hat die Veranstaltung auch gezeigt, es ist gut, wenn die von Zukunft sprechen, die sie noch vor sich haben und für den nächsten Jahresempfang wäre es angebracht, einmal eine Frau auf der Bühne zu sehen. Damit wären die Rufe in die Welt nach Gleichberechtigung noch viel überzeugender.

 

Potz Blitz und Donna

Spätestens seit der US-Anwaltsserie „Suits“ hofft man, dass alle Kandidatinnen, die bei „Germany´s Next Topmodel“ nicht ins Finale kommen, eine Ausbildung zur „Anwaltsgehilfin“ anstreben. Denn die Serie lässt die Anwaltsgehilfinnen durchaus gut aussehen. Designerkostüme mit ansprechenden Ausschnitten, Stilettos und Louis Vuitton Handtaschen (die gibt es übrigens bei guter Führung vom Anwalt) und eine tadellose Fitnessfigur sind aber nur die äußerlichen Merkmale dieser Berufsspezies. Sie sind klug, werden gebraucht, ihre Arbeit wird wertgeschätzt und sie dürfen mitreden. Oft haben sie sogar das letzte Wort, so wie Donna.

Donna Paulsen, die Seele der New Yorker Kanzlei „Pearson Hardman“, ist mit dem Star-Anwalt Harvey Specters sogar befreundet. Er macht die großen Deals, es geht immer um Millionen, es geht immer um alles oder nichts. Donna ist die Loyalität in Persona, aber sie faltet die Anzugträger (Suits) auch gern mal zusammen.  Ihre Klappe ist ebenso groß wie ihr Herz. Donna darf fast alles und kann alles. Donna kann aber kein Notariat, sie ist keine Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte.

Dennoch erscheint im Stellenmarkt der Rechtsanwaltskammer Berlin am 29.02.2016 eine Stellenanzeige mit folgender Headline:

Fachanwaltskanzlei in Schöneberg sucht Donna Paulsen m/w.

„Sie sind nicht auf den Mund gefallen, haben Berufserfahrung, schätzen einen offenen und fairen Umgang miteinander und erwarten eine gute Bezahlung bei flexiblen Arbeitszeiten.“

P.S. Wenn Sie keine Donna sind und Typen wie Harvey nicht mögen, dann kann ich Ihnen noch ein „Warmherziges Kanzlei-Team“ in Berlin empfehlen.

Warmherzige Verstärkung